Wirbel auf Hallig Hooge: "Das ist nicht immer nur gern gesehen"

Sie ist Bürgermeisterin und Bestsellerautorin - und lebt auf Hallig Hooge in einem Mikrokosmos. Was das für sie und ihre Umgebung bedeutet, verrät Katja Just im Interview.
(hub/spot) |
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Das neue Buch von Katja Just heißt "Frische Brise auf dem Sommerdeich"
Patrick Franck Das neue Buch von Katja Just heißt "Frische Brise auf dem Sommerdeich"

Katja Just ist im Jahr 2000 von Bayern nach Hooge gezogen. Seit 2018 ist die gebürtige Münchenerin die Bürgermeisterin der Hallig mit ihren rund 100 Einwohnern und setzt sich unter anderem für den Klimaschutz ein. In ihrem zweiten Buch "Frische Brise auf dem Sommerdeich" schreibt die Bestsellerautorin über die unterschiedlichsten Charaktere, die auf kleinstem Raum im schleswig-holsteinischen Wattenmeer aufeinandertreffen. Im Interview mit spot on news erzählt Just, welche Herausforderungen es für sie auf Hallig Hooge gibt.

Das Buch "Frische Brise auf dem Sommerdeich: Neues von der Hallig" von Katja Just finden Sie hier

Liebe Frau Just, was hat sich für Sie und Ihre Umgebung auf Hallig Hooge seit Ihrem großen Erfolg mit "Barfuß auf dem Sommerdeich" geändert?

Katja Just: Tatsächlich sind mir Aussagen entgegengebracht worden wie "Dein Buch hat dafür gesorgt, dass ich besser vermietet habe" oder "Es ist auffällig, dass sehr viele Gäste zum ersten Mal nach Hooge kommen, nachdem sie dein Buch gelesen haben". Das freut mich sehr, denn das ist für mich eine klassische Win-Win-Situation. Außerdem ist diese Offenheit eine neue Erfahrung für mich. Ich erlebe durch "Barfuß auf dem Sommerdeich" Begegnungen, Kontakte und Anfragen, die natürlich auch mehr Arbeit mit sich bringen, aber vor allem wunderbare Erfahrungen. Jetzt erkennen mich noch mehr Menschen, die mich auf der Straße ansprechen oder sogar mein Haus aufsuchen. Da gibt es schon mal ein erhöhtes Gästeaufkommen auf der Warft. Das ist auch für meine Umgebung neu und nicht immer nur gern gesehen.

Das Thema Klimawandel ist derzeit überall, nicht zuletzt dank "Fridays for Future". Sie spüren die Auswirkungen auf der Hallig ganz direkt. Wie beeinflusst das Ihr Leben auf Hooge?

Just: Ja, tatsächlich ist das so. Der Meeresspiegelanstieg ist nicht mehr zu leugnen und dass sich die Sturmzeit wandelt, bekommen wir zu spüren. Außensände, auf denen es Brutkolonien gibt, werden schon im Sommer überspült und dass ein Landunter Ende August oder September Einzug hält, ist gar nicht mehr so selten. Dann steht aber noch das Vieh auf dem Halligland. Die verlieren zwar nicht ihren Nachwuchs, so wie das bei den Vögeln der Fall ist, dennoch bringt das Beeinträchtigungen mit sich. Um unser eigenes Leben zu schützen, müssen wir uns auf eine andere, höhere Bauweise einstellen. Das Land Schleswig-Holstein reagiert bereits und ermöglicht die Aufwarftungen, damit unsere Häuser geschützt werden. Vorerst zumindest.

Hat der Klimawandel und die gesellschaftliche Diskussion Auswirkungen auf den Tourismus bei Ihnen vor Ort?

Just: Das kann ich nicht feststellen. Zwar sage ich häufig in Gesprächen, wer die zehn einzigartigen Halligen noch kennen lernen möchte, sollte sich jetzt auf den Weg machen, aber ganz so dramatisch ist es noch nicht. Dennoch klinke ich mich da gerne bei der "Fridays for Future"-Aussage ein. Wir müssen jetzt handeln! Sensibilisieren ist gut und schön, noch wichtiger ist es aber, Verhaltensänderungen an den Tag zu legen. Da ist auch bei uns noch viel Luft nach oben.

Sie sind vor etwa 20 Jahren aus Bayern auf die Halligen gezogen. Ab wann wussten Sie, dass Sie für immer dort bleiben wollen?

Just: Im Grunde von Anfang an. Als ich diesen Schritt gemacht habe, gab es kein Rückfahrt-Ticket. So lange ich mir Hooge leisten kann, also meinen Tätigkeiten nachgehen kann, die mir meine Existenz, meine Versorgung sichern, möchte ich bleiben.

Sie sind auch Bürgermeisterin. Welche Herausforderungen bringt es mit sich, in diesem Mikrokosmos zu leben und zu arbeiten?

Just: Die größte Herausforderung ist die, meine drei Jobs unter einen Hut zu bringen: Vermieterin, Autorin und Bürgermeisterin. Manchmal ist da mehr als ein Spagat nötig. Als anstrengend empfinde ich es, zwischen den beiden Perspektiven zu wechseln, also wann gucke ich mit den Augen der Bürgermeisterin, wann mit denen der Privatperson. Letzteres ist mir lieber. Leicht fällt es mir, Privates und Dienstliches zu trennen, somit auch einen dienstlichen Konflikt privat außen vor zu lassen. Das kann aber längst nicht jeder. Ebenso wie die Trennung meiner Funktionen. Wenn ich am Anleger oder im Halligkaufmann stehe oder über die Hallig gehe, möchte ich in erster Linie als Katja Just wahrgenommen werden und nicht als Frau Bürgermeisterin.

Wenn Sie aus dem Urlaub oder Terminen auf dem Festland zurückkommen: Auf was freuen Sie sich am meisten zuhause?

Just: Das erste kommt sehr selten vor. Wenn, dann Freude ich mich einfach auf die Hallig und mein Zuhause. Liegen Termine hinter mir, Freude ich mich vor allem in den Sommermonaten immer auf die Fahrt mit der Fähre. Da kann ich gut alles Anstrengende und Stressige hinter mir auf dem Festland lassen. Außerdem Freude ich mich im Sommer immer auf meinen Garten, im Winter Freude ich mich grundsätzlich auf die Ruhe, die einen dann auf der Hallig empfängt und bestenfalls einfängt.

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