Wiener Würstel

„Das Fragile an der Kloake“ von Franz West: Drei Monate vor der Eröffnung ist der erste Raum im Museum Brandhorst eingerichtet
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„Das Fragile an der Kloake“ von Franz West: Drei Monate vor der Eröffnung ist der erste Raum im Museum Brandhorst eingerichtet

Der heitere Stolz, mit dem kleine Kinder ihre Körperaussscheidungen behandeln, ist immer wieder erfrischend. Nur Künstler vermögen es, sich diese Unbefangenheit ansatzweise zu erhalten. Dass der Weg aus der analen Phase ein großer Schritt für die Menschheit ist, daran besteht dennoch kein Zweifel. Bei manchem endet die zivilisatorische Leistung dann aber auch schon.

Dass die Erfindung der Kloake als Grundvoraussetzung für Kultur gelten kann, ist laut Armin Zweite der Gedanke, der Franz Wests Arbeit „Das Fragile an der Kloake“ zugrunde liegt. Die 7-teilige Installation war 2007 auf der Biennale in Venedig zu sehen; nun ist sie Teil der Sammlung Brandhorst. Direktor Zweite präsentierte sie gestern gemeinsam mit West im ersten eingerichteten Künstlerraum des Museums, das am 18. Mai eröffnet wird. Ein erster Einblick also – doch dabei sollte man Titel und Inhalt nicht programmatisch verstehen.

Eine Schicht Fäkalhumor

Da begegnet man vier ungeschlachten Großplastiken aus Pappmaché und Gips in Grün, Rosa und Gelb sowie drei braunen Alu-Objekten (zum Hinsetzen), deren Assoziations-Spielraum exakt zwischen Wiener Würstel und verdautem Wiener Würstel liegt. Bei West (61), dem vor allem auch in den USA erfolgreichen Pop-Künstler aus Österreich, liegt der tiefsinnig-morbide Witz oft unter einer Schicht Fäkalhumor verborgen. Dabei hatte schon Piero Manzoni Ende der 50er die „Merda d’Artista“ ironisch geadelt und bewiesen, dass Kunst von Kacke kommt.

West produziert aber auch rosa Riesen-Hoden und andere expressive Wülste, die auf internationalen Kunst-Messen betretenes Kichern oder das Staunen des Connaisseurs hervorrufen. „Wenn man Neurosen sehen könnte, sähen sie so aus“, sagte er einmal über seine Schöpfungen. In den Schaufenster-Raum im Erdgeschoss des Brandhorst-Museums passen sie ganz gut, findet er.

Roberta De Righi

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