Wie viel Computer ist gut fürs Kind?

Zum heutigen „Safer Internet Day“ beantwortet Bayerns oberster Medienwächter Wolf-Dieter Ring allen Eltern die wichtigsten Fragen rund ums Web
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Zum heutigen „Safer Internet Day“ beantwortet Bayerns oberster Medienwächter Wolf-Dieter Ring allen Eltern die wichtigsten Fragen rund ums Web

Alles erlauben oder verbieten? Kontrollieren oder surfen lassen? Viele Eltern sind ratlos, wie der richtige Weg in den Cyberspace für ihre Kinder aussehen könnte. Gerade heute sind die Internet-Probleme aktueller denn je, denn heute ist der „Safer Internet Day“, der dem Kampf gegen die Gefahren im Netz gewidmet ist. Die AZ bat einen Experten um Rat: Professor Wolf-Dieter Ring beantwortet die am häufigsten gestellten Leserfragen rund ums Web für Kids.

Ab welchem Alter sollte man Kinder an den Computer lassen?

Frühestens ab drei Jahren – allerdings sollten Vorschulkinder nicht länger als zwei bis drei Stunden pro Woche vor dem Rechner sitzen. Eine Richtschnur für Grundschulkinder sind 30 Minuten tägliche PC-Zeit. Älteren Kindern kann man mehr Zeit geben. Schließlich ist der Computer ein wichtiges Mittel zum Lernen, Spielen und Kommunizieren. Eltern sollten aber darauf achten, dass der Medienkonsum andere Freizeitaktivitäten nicht verdrängt.

Muss ich immer dabei sein, wenn mein Kind am Computer sitzt?

Bei älteren Kindern ist das unrealistisch. Aber bei jüngeren Kindern bis etwa acht Jahre ist das schon sehr sinnvoll. Denn nur wer die Inhalte kennt, auf die Kinder im Netz stoßen, kann mögliche Risiken des Abenteuerspielplatzes Internet einschätzen, sein Kind anleiten und mit ihm vereinbaren, was es darf und was nicht. Filterprogramme können die Medienerziehung der Kinder dabei nicht ersetzen, aber doch ein wenig erleichtern.

Gibt es empfehlenswerte Seiten für Kinder?

Ja, da hat sich in den vergangenen Jahren viel getan: Gute Suchmaschinen sind www.blindekuh.de und www.fragfinn.de. Sie verweisen auf geeignete Kinderwebseiten. Auch www.seitenstark.de listet eine Reihe von empfehlenswerten Kinderseiten auf, genauso wie www.klick-tipps.net. Über einen sicheren Umgang mit dem Netz informiert www.internet-abc.de.

Mein 13-jähriger Sohn schaut sich auch schon mal Gewaltvideos im Internet an. Wie soll ich reagieren?

Erschreckend viele Kinder, vor allem Jungen, sind schon mit Gewaltvideos konfrontiert worden. Meist werden sie heruntergeladen und von Handy zu Handy weitergeschickt – die Stichworte sind „Cyberbullying“, „Happy Slapping“ und sogenannte „Snuff Videos“, die echte Tötungen vorführen. Sie sollten auf jeden Fall mit Ihrem Sohn sprechen und herausbekommen, warum er sich solche Videos anschaut. Mit einem Verbot kommen Sie hier nicht weiter.

Meine 12-jährige Tochter möchte unbedingt Mitglied bei den Lokalisten werden. Soll ich das erlauben?

Wenn Sie zustimmen, sollten Sie die Erlaubnis an ein paar Regeln knüpfen: Lassen Sie sich das Netzwerk-Profil Ihrer Tochter zeigen und erklären. Werfen Sie vor allem einen Blick auf die Daten und Fotos, die Ihr Kind einstellt. Allzu viel Persönliches (wie eine Instant-Messenger-Nummer, Adresse, sehr private Fotos) sollte sie nicht preisgeben. Ihre Tochter muss wissen: Einmal im Internet veröffentlichte Daten lassen sich im Nachhinein schwer kontrollieren und löschen. Zudem sollte Ihre Tochter bestimmte Sicherheitstools nützen: So gibt es etwa die Möglichkeit, nur bestimmten Nutzern Zugriff auf das eigene Profil zu erlauben. Unbekannte, neue „Freunde“ aus der Community sollte sie niemals alleine treffen.

Gibt es Chats, in denen Kinder geschützt sind?

Ja. Das wichtigste Kriterium dafür ist die Moderation eines Chats, das heißt ein Erwachsener ist beim Chat-Verkehr anwesend und greift bei Störungen ein. Ein Beispiel dafür ist der Chat von www.seitenstark.de. Hier lesen Studenten der Universität Leipzig alle Beiträge der Teilnehmer durch, bevor sie freigegeben werden. Unter www.chatten-ohne-risiko.net finden Eltern einen von jugendschutz.net zusammengestellten Chatatlas, der verschiedene Chats bewertet.

Mein 15-jähriger Sohn sitzt oft stundenlang vor dem Computer. Besteht die Suchtgefahr?

Ausufernde PC-Nutzung von Jugendlichen kann zum Problem werden, wenn sie andere wichtige Tätigkeiten verdrängen, etwa Sport oder Hausaufgaben. Gerade beliebte Online-Rollenspiele, die man mit anderen zusammen spielt, machen das Abschalten schwer. Ohne gleich das schlimme Szenario einer Spielsucht an die Wand malen zu wollen, empfehle ich hier gegenzusteuern. Wenn Ihre Ermahnungen auszuschalten nur zu Streit führen, können Sie es mit Software-Zeitkontrolleuren versuchen. Sie verriegeln nach einer kurzen Vorwarnzeit den PC – manchmal wird das von den Jugendlichen eher akzeptiert als die Bitten der Eltern.

Meine Tochter ist neun Jahre alt und möchte eine eigene E-Mail-Adresse. Ist sie dafür nicht noch zu jung?

Das finde ich okay – solange für die E-Mail-Adresse ein Alias verwendet wird. So ist Anonymität sichergestellt.

Ab welchem Alter sollte man einem Kind einen Computer im eigenen Zimmer erlauben?

Pauschalaussagen sind schwierig – weil es dabei auf die Medienkompetenz des einzelnen Kindes ankommt. Generell ist es sicher sinnvoll, Kinder erst im familiären Umfeld und nicht gleich im Kinderzimmer mit dem Computer vertraut zu machen.

Ab welchem Alter sollte man einem Kind einen unbegrenzten Zutritt zur Internetwelt geben?

Kinder, also bis zu 14-Jährige, sollten gar keinen unbegrenzten Zutritt haben. Täglich werden neue pornografische oder gewalthaltige Seiten ins Netz gestellt, die Kinder verunsichern oder ängstigen können. Hinzu kommen die Risiken von Chats und Social Communities, die den jungen Nutzern oft kaum bewusst sind. Ein neues Problemfeld sind die zahlreichen Magersucht- und Suizidforen. Deshalb rate ich, auch ältere Kinder unbedingt immer wieder mal ins Netz zu begleiten!

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