Wenn sich die viele Mühe lohnt

Augustin Hadelich, Thomas Søndergård und das BR-Symphonieorchester
Michael Bastian Weiß |
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Der Geiger Augustin Hadelich mit dem Dirigenten Thomas Søndergård bei einer Probe für das Konzert im Herkulessaal der Residenz.  Foto: BR/Astrid Ackermann
2 Der Geiger Augustin Hadelich mit dem Dirigenten Thomas Søndergård bei einer Probe für das Konzert im Herkulessaal der Residenz. Foto: BR/Astrid Ackermann
Der Geiger Augustin Hadelich mit dem Dirigenten Thomas Søndergård bei einer Probe für das Konzert im Herkulessaal der Residenz.
BR/Astrid Ackermann 2 Der Geiger Augustin Hadelich mit dem Dirigenten Thomas Søndergård bei einer Probe für das Konzert im Herkulessaal der Residenz.

Manche Werke der Moderne fordern den Ausführenden ein Höchstmaß an Vorbereitung und Probenarbeit ab. Zum Beispiel das mittlerweile gut 30 Jahre alte Violinkonzert von György Ligeti. Es ist also alles andere als selbstverständlich, wie souverän der kurzfristig beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks einspringende Dirigent Thomas Søndergård durch dieses Werk führt.

Zur Veranschaulichung: Der Komponist trug in die Partitur zusätzlich zu den Taktstrichen noch gepünktelte Unter-Taktstriche ein, um die vielen, jeweils unabhängigen, vielfältigst ineinander verschlungenen Linien wenigstens ein bisschen überschaubarer zu machen...

Doch Søndergård, der dieses Stück von der aus familiären Gründen verhinderten Karina Canellakis übernahm, verbreitet unbeirrt die Ruhe eines erfahrenen Verkehrspolizisten. So können sich die Musikerinnen und Musiker des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks unbesorgt auf ihre Stimmen konzentrieren. Und man sieht und hört ihnen an, welche Freude sie an Ligetis originellen Einfällen haben: Die Holzbläser stehen auf, um einen fröhlichen Okarinenchor erschallen zu lassen, die Schlagzeuger blasen die Lotusflöten, als ob sie nie etwas anderes getan hätten. Das ist Teil von Ligetis Kunst: Am Schluss machen die Schwierigkeiten Spaß, übrigens auch dem Publikum im Herkulessaal, wo man viele lächelnde Gesichter sieht.

Patricia Kopatchinskaja hatte vor einigen Jahren die Rolle der Solo-Violine zu einer Revue kurzweiliger Show-Nummern ausgesponnen. Augustin Hadelich, der durchaus Sinn für die komischen Momente hat, wählt einen anderen, anspruchsvolleren Weg. Mit seinem höchst individuellen Ton, auf schwer beschreibbare Weise gemischt aus verführerischer Süße und würziger Erdigkeit, spielt er den Solopart so seriös, ja, klassisch, wie es nur irgend geht; genauso übrigens wie die Kadenz von Thomas Adès. Weil hier keine Energien durch ironische Brechungen gemildert werden, ist Hadelichs Ausdrucksintensität letztlich ungleich höher als diejenige von Kopatchinskaja - und er buhlt noch nicht einmal um Aufmerksamkeit.

Gerade in den einfachen Passagen der "Aria" lässt Hadelich an der Oberfläche der Töne allein durch sein weites Spektrum an Stricharten ein faszinierendes, mikroskopisches Leben entstehen. Dass die Symphonie Nr. 7 von Antonín Dvořák danach eher pauschal daherkommt, pauschaler jedenfalls als vorher der "Schwan von Tuonela" von Jean Sibelius, lässt sich verschmerzen: Da hat wohl Ligeti einen Großteil der Probenzeit beansprucht. Es hat sich aber gelohnt.

Das Konzert kann man auf www.br-klassik.de ansehen und anhören.

Patricia Kopatchinskaja hatte vor einigen Jahren die Rolle der Solo-Violine zu einer Revue kurzweiliger Show-Nummern ausgesponnen. Augustin Hadelich, der durchaus Sinn für die komischen Momente hat, wählt einen anderen, anspruchsvolleren Weg. Mit seinem höchst individuellen Ton, auf schwer beschreibbare Weise gemischt aus verführerischer Süße und würziger Erdigkeit, spielt er den Solopart so seriös, ja, klassisch, wie es nur irgend geht; genauso übrigens wie die Kadenz von Thomas Adès. Weil hier keine Energien durch ironische Brechungen gemildert werden, ist Hadelichs Ausdrucksintensität letztlich ungleich höher als diejenige von Kopatchinskaja - und er buhlt noch nicht einmal um Aufmerksamkeit.

Gerade in den einfachen Passagen der "Aria" lässt Hadelich an der Oberfläche der Töne allein durch sein weites Spektrum an Stricharten ein faszinierendes, mikroskopisches Leben entstehen. Dass die Symphonie Nr. 7 von Antonín Dvořák danach eher pauschal daherkommt, pauschaler jedenfalls als vorher der "Schwan von Tuonela" von Jean Sibelius, lässt sich verschmerzen: Da hat wohl Ligeti einen Großteil der Probenzeit beansprucht. Es hat sich aber gelohnt.

Das Konzert kann man auf www.br-klassik.de ansehen und anhören.

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