Wenn der verdammte Whisky nicht wäre!
Oscarnominiert: Jeff Bridges brilliert als einstiger Country-Star in „Crazy Heart“
Er hat wirklich viel bessere Jahre gehabt, in jeglicher Beziehung. Nun ist Country-Sänger Bad Blake (zum vierten Mal oscarnominiert, singen kann er auch: Jeff Bridges, der Späthippie in der Coen-Krimigroteske „The Big Lebowsky“) Ende 50, reichlich desillusioniert und ständig alkoholumnebelt. Wie soll er es auch sonst ertragen, nur noch in schäbigen Clubs aufzutreten – vor mit ihm gealterten Fans und abhängig von Barkeepern wie Wayne (Robert Duvall), die ihm schon mal eine Flasche Whisky zustecken.
Aber wenn Bad Blake in Stimmung ist, kann er toll aufdrehen mit seiner Gitarre und seinem Charme, lässt sein „crazy heart“ heraus. Das geschieht meist dann, wenn er das Vorprogramm für seinen einstigen Protegé (Colin Farrell) bestreitet. In Santa Fe erkennt die Provinz-Journalistin Jean (natürlich: Maggie Gyllenhaal) das immer noch vorhandene Charisma des Ex-Stars, der schon lange keinen neuen Song mehr geschrieben hat, aber auch mit Worten noch gut umgehen kann.
Nach dem Interview verlieben sich die beiden ganz allmählich ineinander. Die allein erziehende Mutter vertraut Blake sogar ihren kleinen Jungen an. Wenn nur der verdammte Whisky nicht wäre. Um seine letzte mögliche Chance auf Glück wird Blake bald kämpfen müssen. Sehr frei nach Achternbusch und nach Western-Art.
Debütregisseur Scott Cooper erzählt die Geschichte nach dem Roman von Thomas Cobb nicht neu, aber einfühlsam, atmosphärisch, bisweilen mit recht deftigem Humor. Und die Performance von Jeff Bridges, auch mit Originalsongs von Country-Größen wie T Bone Burnett und Stephen Bruton, ist ohnehin ein Erfolgsversprechen. Ein warmherziger Film für crazy oder lonely hearts.
Angie Dullinger
Kino: ABC, Atelier, Gloria-Palast, Cinema in OV, R & B: Scott Cooper K: Barry Markowitz (USA, 110 Min.)
