Weiße Stadt auf dem Hügel des Frühlings
Das Jüdische Museum zeigt Tel Aviv als Exilort und als Israels Oase der Baukultur
Tel Aviv, „Hügel des Frühlings“, wurde am 14. April 1909 als bescheidene Gartenvorstadt von Jaffa gegründet. Innerhalb kurzer Zeit entwickelte sie sich zur ersten hebräischen Stadt der Moderne. Ergänzend zu der Jahresausstellung „Stadt ohne Juden – Die Nachtseite der Münchner Stadtgeschichte“ zeigt das Jüdische Museum drei Wechselausstellungen unter dem Titel „Orte des Exils“. Nachdem Istanbul als Exilort vorgestellt wurde, widmet sich die zweite Schau nun der „Weißen Stadt“ Tel Aviv.
In den Jahren nach dem Er-sten Weltkrieg nahm die Zahl jüdischer Einwanderer stetig zu, quasi über Nacht mussten neue Häuser errichtet werden. Tel Aviv wurde zum Konglomerat verschiedenster Baustile, einheitliche Vorschriften gab es nicht. Nach 1933 strömten rund 280000 Juden aus Mitteleuropa nach Palästina – unter ihnen zahlreiche Architekten, die Neues mitbrachten. Bis in die 40er Jahre bekam darum die Stadt vor allem durch am Bauhaus geschulte Architekten ein modernes Gesicht.
Mit seinem Fotoessay „Fragments of a Style“ schärft der israelische Fotograf Yigal Gawze den Blick von außen. Er begann Anfang der 90er Jahre, als Tel Aviv ein neues Bewusstsein für die vernachlässigten Bauhaus-Bauten entwickelte und viele Gebäude re-stauriert wurden. Gawze spielt mit Gegensätzen. Grell-weiße Fassaden heben sich vom tiefblauen Himmel ab, kontrastieren mit dunklen Treppenhäusern und Innenräumen. Die Ausstellung „Minchen ve´Tel Aviv“ blickt aber auch hinter die Fassaden der Stadt. Es stehen vier Künstler im Zentrum, die in den 30ern von München emigrierten. Tel Aviv wurde für sie neue Heimat. Persönliche Gegenstände dokumentieren den Prozess des Einlebens im unbekannten Land und die Wiederaufnahme der künstlerischen Tätigkeiten.
ald
Jüdisches Museum, St. Jakobs-Platz 16, bis 7. Juni, Di - Do, jeweils 10 bis 18 Uhr
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