Was sich auf Bayern 2 ändert

Der BR konkretisiert seine Pläne zur Reform des Hörfunkprogramms von Bayern 2
Robert Braunmüller
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Björn Wilhelm, der Programmdirektor Kultur des Bayerischen Rundfunks.
picture alliance/dpa Björn Wilhelm, der Programmdirektor Kultur des Bayerischen Rundfunks.

Der Sender hat ein Problem: Die Bevölkerung des Freistaats ist je zur Hälfte unter und über 50 Jahre alt. Der Bayerische Rundfunk gibt aber 77 Prozent seines Etats für Programme aus, die überwiegend von Menschen über 50 gesehen und gehört werden. Diese Schieflage berührt die Legitimität der umstrittenen Haushaltsgebühr: Viele Jüngere fragen sich, warum sie für etwas zahlen sollen, das sie nicht nutzen.

In diesem größeren Zusammenhang ist die Reform des Programmschemas des Hörfunkprogramms von Bayern 2 zu sehen, die seit Sommer heftig diskutiert wird. Kritiker werfen der öffentlich-rechtlichen ARD-Anstalt vor, traditionsreiche Sendungen zur Literatur ("Diwan", "radiotexte") aufgeben zu wollen. Sie sollen zugunsten von Einzelbeiträgen in Kulturmagazinen aufgelöst und damit marginalisiert werden, so die Befürchtung.

Kultur ins Zentrum rücken

Bei der Vorstellung des neuen Programmschemas versuchte der zuletzt in seiner Rolle als Programmdirektor Kultur heftig angefeindete Björn Wilhelm diesen Eindruck zu zerstreuen: Kultur sei ein zentraler Auftrag, Bayern 2 eine "Kulturwelle". Es gehe nicht um Kürzungen, Kultursendungen sollen im Gegenteil von den Randzeiten ins Zentrum rücken, die Inhalte außerdem auf modernen, digitalen Wegen in Podcasts und über die Audiothek ausgespielt werden.

Dass Kultur in der dreistündigen Primetime-Show "Welt am Morgen" zwischen sechs und neun Uhr künftig viel Platz habe, könne sogar zu weniger Reichweite für diese Hauptsendung führen. "Das würde ich ausdrücklich in Kauf nehmen", sagte Wilhelm. In diesem Magazin mit einem Musikanteil von etwa 35 Prozent soll es immer 15 Minuten vor der vollen Stunde ein aktuelles Feuilleton geben.

Tägliche Schwerpunkte am Nachmittag

Am Nachmittag, wenn erfahrungsgemäß vertiefter gehört wird, folgt ab 14 Uhr die zweistündige Sendung "Kulturleben" . Hier sollen Langformate ihren Platz finden. Am Montag gibt es einen Schwerpunkt für Literatur, am Dienstag und Mittwoch folgen "Essay und Hintergrund" sowie "Bayern". Der Donnerstag steht im Zeichen von Debatten, freitags soll es einen Kino-Schwerpunkt geben.

Im Abendprogramm öffnet sich nach dem "Zündfunk" ab 20 Uhr ein einstündiger "Salon" mit Lesungen, Hörspielen und Kulturpodcasts. Hier ist eine stärkere Kooperation mit anderen ARD-Sendern vorgesehen. Die Anstalten wollen künftig aus Kostengründen weniger Inhalte parallel produzieren und mehr gemeinsam machen oder voneinander übernehmen.

Kein Verlust an Tiefgang

Die Verantwortlichen versuchten, den Vorwurf einer drohenden Verflachung zu zerstreuen. "Wir verlieren keine Inhalte, wir verlieren auch keinen Tiefgang", sagte Kultur-Programmbereichsleiterin Ellen Trapp. Die Reform mache Kultur stattdessen für mehr Menschen wahrnehmbar. Der Wellenchef von Bayern 2, Stefan Maier, versicherte zugleich für seinen Sender: "Vieles wird bleiben, wie es ist, weil es bewährt ist."

Wilhelm betonte, der BR wolle den einen oder anderen Beitrag über einen Blockbuster von einem anderen ARD-Sender übernehmen und dafür lieber selbst über ein bayerisches Theater oder einen Arthaus-Film berichten. Gemeinsam mit Trapp und Maier versuchte er, den anhaltenden Eindruck einer schlechten Stimmung unter den Mitarbeitern im Sender zu zerstreuen.

Literaturkritik auf TikTok

Das neue Schema sei in enger Zusammenarbeit mit den Redaktionen entwickelt worden, um mehr Hörer als bisher zu erreichen. Kultur sei von den Sendungen bis zu den Klangkörpern eine Stärke des Bayerischen Rundfunks, die man ausbauen wolle. Dafür werden in Zusammenarbeit mit lokalen Literaturhäusern Lesungen veranstaltet und aufgezeichnet.

Dem linearen Radio entfremdete Hörer will der BR durch Podcasts und einen Literatur-Newsletter zurückgewinnen. Jüngere Menschen sollen mit dem Format "Cordsen goes TikTok" über Literatur informiert werden.

Der Start des neuen Programms auf Bayern 2 ist für den 2. April geplant - den Dienstag nach Ostern. Den Erfolg will Wilhelm nach eigenen Worten nicht an Quoten, sondern an der Qualität messen. Der Rundfunkrat als BR-Aufsichtsgremium wird darüber noch einmal beraten, muss die Reform aber nicht absegnen. Das Gremium hat jedoch angekündigt, die Umsetzung laufend zu prüfen.

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