Was macht das Tamagotchi?

Comic, Kabarett und infantiler Witz – Die Ärzte steuern gegen den Unterhaltungsnotstand
von  Christian Jooß

Wir kümmern uns um den Rock / wir sorgen für die musikalische Begleitung”, singen sie. Nach fünf Jahren Veröffentlichungspause ist das überfällig. „auch” heißt das neue Album der Ärzte. Wer sich auf www.bademeister.com tummelt, der findet zu jedem der 16 Songs ein Video.

Es gibt in der Popmusik eine Humorleerstelle. Gemeint ist hier nicht die allgegenwärtige Ironie, sondern der Brachialwitz von drei infantilen Typen, die sich beömmeln, weil es ihnen gelungen ist, dass der erste Satz ihres Albums „Fick dich und deine Schwester” lautet. Entwarnung: es geht ganz anders weiter. Immerhin.

Nicht erwähnt werden müssen die zwei, drei klapprigen Reimereien, die Rod González beisteuerte. Dafür geht Urlaub im Wald spazieren: „Da sah ich ein Stück Holz, das sah heilig aus”. Er schnitzt sich einen Gott und stellt ihn in sein Regal. Felsenheimer beschäftigt sich indes mit der Ex, einem „nach Oma-Schlüpfer riechenden Miststück”. Alle drei entdecken vor Freude fiepend das Tamagotchi wieder. Comic, Kabarett, die fröhlich verblödete Gesellschaft und ihre Hinterlassenschaften – dass andere mit diesem Material nicht den Unterhaltungswert der Ärzte erreichen, ist auch der musikalischen Kompetenz geschuldet. Ein kleines Muskelspiel in „TCR”: Metal, Rock’n’Roll oder Ska – hat sie alles drauf, unsere liebste bundesdeutsche Unterhaltungskapelle.

Die Ärzte: „auch” (Universal)

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