Vor 200 Gästen: Roger Cicero im Apple-Store
MÜNCHEN - Roger Cicero begeistert 200 Zuschauer im Apple-Store in München. Ganz ohne Kompromisse ging es aber nicht.
Roger Cicero war in der Stadt – und nur 200 Menschen waren bei seinem Auftritt dabei. Was war passiert? Hat es sich München ausgeswingt? Nein. Der Swing-Sänger und Echo-Gewinner trat im Münchner Apple-Store auf – und dort ist der Platz begrenzt. Der sonst häufig überstrapazierte Begriff „exklusiv“ hatte an diesem Abend seine Berechtigung.
Die 200 Zuschauer (Tickets gab es zu gewinnen und abends vor dem Computergeschäft) waren erwartungsvoll gespannt auf Cicero und die angekündigten sieben Musiker. Für die Big Band, mit der der Swing-King derzeit durch Deutschland tourt, hätte der Platz nicht gereicht. Später stellt sich heraus: Die sieben Musiker um Bandleader Lutz Krajenski sind mit Bedacht gewählt.
Die Kunst des Kompromisses
Cicero , bereits betitelt als „Pascha des Monats“ und „Krawattenmann des Jahres“ tritt in bewährter Manier auf und liefert einen Mix seines musikalischen Schaffens. Zum lila Samtsakko trägt er Krawatte und den obligatorischen Trilby-Hut – Accessoires, die sich auch einige Männer im Publikum nicht nehmen lassen.
Worüber Cicero singt, kennt jeder Mann - es ist der ewige Kampf der Geschlechter. Los geht‘s mit „Nicht artgerecht“ vom aktuellen Album, mit „Wenn sie dich fragt“ und „Boutique“ schreitet die Verbrüderung mit den männlichen Zuschauern voran. Das Publikum tanzt. „Ja, du kennst das ,“ wirft er mit einem Zwinkern den Männer zu und erntet großen Applaus. Im nächsten Augenblick hält er tiefe Blicke für die Damen im Publikum bereit. Cicero, oh ja, er beherrscht die Kunst des Kompromisses!
In gewisser Weise war auch der Auftritt ein Kompromiss. Denn um zehn Uhr musste Schluss sein – Lärmschutzauflagen. So dauerte das Konzert inklusive der umjubelten Zugabe „Zieh die Schuh aus“ nur sechzig Minuten. Das ein oder andere Soli der Musiker geriet leider zu kurz. Besonders den Bläsern (Saxophonist Stephan Abel und Trompeter Dirk Lentschat) hätte man gerne noch länger zugehört. Doch bleibt zwischen „Spontis zeugen Banker“ und „Tabu“ auch Zeit für Cicero’sche Plaudereien, begleitet von seinen Musikern. Der Sänger erinnert sich an seine ersten Besuche in Bayern und an den Rat eines Bekannte: „Als Nordlichter müsst ihr Euch hier besonders anstrengen.“ Gesagt. Getan. Selten hörte sich „Mmmmmünchen“ so lässig und sexy an.
Wem das zu wenig war, der kann sich den 30. Januar vormerken. Dann kommt Cicero wieder nach München und spielt in der Philharmonie.
Vanessa Assmann
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