Von Hunden und Vögeln

Emmylou Harris, die Country-Dame mit dem Silberhaar, über die Entdeckung guter Songs und die Rettung von Hunden
Claus Lochbihler |
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Ihre Stimme gehört zu den schönsten im Country und Folk: Emmylou Harris. In ihren Songs scheint die lange verblichene Tradition der amerikanischen Musik auf. Nicht umsonst hat sie, angefangen mit Gram Parsons, mit den Größen der US-Szene im Duett gesungen und eine Jahrzehnte umfassende Solo-Karriere durchmessen. „Hard Bargain” heißt ihr aktuelles Album, ein intensives Werk, das Tod und Teufel nicht fürchtet.

AZ: Frau Harris, Ihr Weggefährte Gram Parsons hat einmal über Sie gesagt: Emmylou singt wie ein Vogel – so lange du sie dabei anschaust.

EMMYLOU HARRIS: Wenn man beim Singen auf den Mund und in die Augen des anderen schaut, weiß man eben schon vorher, wie der ein paar Augenblicke später singen und phrasieren wird. Das bilde ich mir jedenfalls ein. Das Singen zu zweit ist eben auch eine Sache des Vertrauens und der gemeinsamen Begeisterung – dafür muss man sich anblicken.

Auf Ihrem neuen Album „Hard Bargain” singen Sie ausschließlich mit sich selbst.

Mein Produzent Jay Joyce wollte ausprobieren, wie weit wir mit unserer kleinen Studiobesetzung kommen: Ob er, Giles Reaves und ich das ganze Album allein einspielen können – ohne weitere Musiker. So kam es, dass ich auf „Hard Bargain” alle Gesangsparts selber singe.

Ist „Hard Bargain” mehr als andere Ihrer Alben ein Studioalbum?

Das Besondere ist sicherlich, dass wir es nur zu dritt aufgenommen haben, es sich aber gar nicht nach einer kleinen Besetzung anhört. Zuerst haben wir einen Song in seinen Grundzügen aufgenommen, bevor wir anschließend weitere Overdubs und Klangschichten darüber gestapelt haben. Giles und Jay spielen jede Menge Instrumente. Deswegen klingt das Album so gar nicht nach Trio.

Vier Wochen Studiozeit sind dafür eigentlich wenig.

Finden Sie? Im Bluegrass würden die Kollegen in einem Monat so viel Musik aufnehmen, dass es für eine ganze Karriere reicht.

Sie gelten als große Song-Entdeckerin. Wie stoßen Sie auf Songs wie den Titelsong von Ron Sexsmith?

Es ist nicht so, dass ich groß Ausschau halten muss. Manchmal glaube ich sogar, dass die Songs mich finden. Man hört Musik und auf einmal ist da ein Lied, das so richtig bei einem einschlägt. Da weiß man sofort: Das ist es! Oft ist das auch eine Frage des Zufalls. Den Ron Sexsmith-Song habe ich auf einem iPod voller Musik gehört, den mir jemand geschenkt hatte. Den habe ich auf Shuffle gestellt und eines Tages tauchte plötzlich dieser wunderbare Song auf.

Bei der Europatour müssen Sie auf Ihren Hund Bella verzichten, den Sie in „Big Black Dog” besingen und auf Ihren US-Tourneen immer mitnehmen.

Bella ist der erste Hund, den ich vor dem Einschläfern bewahrt habe, nachdem ich beschlossen hatte, ein kleines Hundeasyl einzurichten. Es heißt Bonaparte’s Retreat. Bonaparte war der erste Hund, den ich mit auf Tour genommen habe – so wie heute Bella. Nachdem er gestorben war, wollte ich etwas zu seinem Andenken tun. Also habe ich vor sieben Jahren zu Hause bei mir in Nashville dieses Hundeasyl eingerichtet.

Wie viele Hunde haben Sie denn schon gerettet?

Mehrere Dutzend. Natürlich ist das nicht viel, gemessen daran, wie viele Hunde jährlich eingeschläfert werden. Aber man tut eben, was man kann. Deswegen auch dieser Song „Big Black Dog”. Er gibt mir die Gelegenheit, auf das Schicksal ausgesetzter Hunde hinzuweisen.

Emmylou Harris & The Red Dirt Boys spielen am Sonntag (20 Uhr) in der Philharmonie

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