Von der Wurst zur Kunst

Das dritte Soloprojekt der Bairishen Geisha: In ihrer Performance „Ik spek menkenspak“ macht Eva Löbau einen Atelierpavillon zur Steinzeithöhle und begegnet dem Neandertaler
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Das dritte Soloprojekt der Bairishen Geisha: In ihrer Performance „Ik spek menkenspak“ macht Eva Löbau einen Atelierpavillon zur Steinzeithöhle und begegnet dem Neandertaler

In dieser Woche liegt das Neandertal am Stachus in München. Dort hat Jörg Besser den Kunstpavillon im Alten Botanischen Garten zur Steinzeithöhle ausgemalt, und dort sucht Eva Löbau nach dem Neandertaler. Löbau ist die Mutterfigur des Performerinnen-Trios Die Bairishe Geisha, das nach zehn Jahren weißblau-exotischer Gemeinschaft jetzt mal Alleingänge der Geishas ausprobiert.

Das nimmt Eva Löbau ironisch zum Ausgangspunkt von „Ik spek menkenspak“: Als gescheiterte Schauspielerin soll sie sich als Urmenschen-Darstellerin im Museum verdingen. Während sie noch im Dachzimmer ihre Vergangenheit ausmistet, hat die Evolutionsvergangenheit bereits Gestalt angenommen:

Hatte der Neandertaler mit dem Homo sapiens Sex?

Martin Clausen grunzt und stammelt als Neandertaler in Tierfellen. „Ik spek menkenspak“– so hätte vielleicht vor 35000 Jahren der Satz „Ich spreche Menschensprache“ geklungen. Zum Glück kann Fachfrau Löbau seine Geräusche übersetzen. Die Frage, ob ein Neandertaler mit einem Homo sapiens Sex haben kann, beantwortet gemeinsames Lustgestöhn, nachdem er sie gejagt und erbeutet hat.

Die Performance ist ein verrückter, assoziativer Parforceritt durch Privates und Historisches, Forschung und Spekulation. Judith Huber passt als Krankenschwester in einem Pförtnerhäuschen auf und stellt auch mal einen Müllsack mit Knochen vor die Tür, die Clausen zum Skelett sortiert.

Lustvolle Würste

Löbau liest Traueranzeigen, stimmt einen zarten Kirchenchoral an, erzählt von ihrem Heimatdorf und erklärt die Herstellung von Faustkeilen. Beide führen im Bett Beziehungsgespräche, trommeln sich mit Kieseln Melodien auf den Kopf, rasen und tanzen über die Treppe aus Podesten.

Und wenn sie am Schluss aus (Lehm-)Fäkalien lustvoll Würste formen, die unversehens zu Kleinskulpturen werden, verwandelt sich auch Löbau zur Neandertalerin. Da sind Mensch und Urmensch endlich eins.

Gabriella Lorenz

Kunstpavillon im Alten Botanischen Garten, Sophienstraße 7a, 24. – 27. Juni, 21.30 Uhr, Karten Tel.089/32210000

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