Von der Nudel bis zum Lametta: Loriot im Hofspielhaus

"Loriots dramatische Werke" als Sommertheatervergnügen
Mathias Hejny |
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"Die Ente bleibt draußen": Loriots Badewannen-Nummer im Hofspielhaus.
Veronika Eckbauer "Die Ente bleibt draußen": Loriots Badewannen-Nummer im Hofspielhaus.

Es ist längst klassisches Textmaterial. "Dies also war des Pudels Kern", zum Beispiel, ist aus Goethes "Faust", und "Die Ente bleibt draußen" ist ein Satz aus Loriots "Herren im Bad". Beides ist heute deutsches Bildungsgut. Sogar, wenn ein knächzender Professor-Grzimek-Avatar, gespielt von Christoph Theussl, über die Steinlaus referiert, konnten Viele im Premierenpublikum auf dem ausverkauften Balkon des Hofspielhauses mitsprechen. Den Part des possierlichen Nagers übernahm Marina Granchette mit Appetit nicht nur auf mineralische Baustoffe, sondern auch mit richtigem Hunger auf einen Open-Air-Spaß.

Der dritte im Bunde ist Leon Sandner. Unter anderem ist er der Herr Hoppenstedt, der es begrüßt, dass seine Frau das Jodel-Diplom macht. Dann hat sie etwas Eigenes, wenn die Kinder mal aus dem Haus sind. Das Trio gehört ebenso zum künstlerischen Stammpersonal des Hofspielhauses wie Regisseur Georg Büttel, der sich auch um die Auswahl der Szenen kümmerte. Mal etwas Eigenes zu haben, wenn man die Sketche des Comedy-Altmeisters auf die Bühne bringen will, ist durchaus eine Herausforderung, der sich Büttel stellte.

Während der Umbaupausen lässt er sein Ensemble musikalisch mit den Silben "Lo", "Ri" und "Ot" sowie den sechs Buchstaben spielen, die zugleich Requisiten sind - Mikrofone, Essgeschirr oder Trinkgläser. Todesmutig aber wird Büttel, wenn er die feine und sich nach perfekter Aufgeräumtheit sehnende Guterzogenheit der bundesrepublikanischen Welt, mit der Loriot seine Gegenwart karikierte, aufgibt. Die Interviewerin, die feststellt, dass die Schreckensvisage des Horrorfilmstars Vic Dorn keine Maske ist, versucht gar nicht erst, ihr Grauen zu verstecken, sondern kichert hysterisch.

Das dicke Auftragen gehört zur Methode: Die Nudel, die bei der Liebeserklärung im italienischen Restaurant vom Mundwinkel zur Nasenwurzel und wieder zurück wandert, ist hier kein kleines Restchen Spaghetto, sondern eine robuste rote Kordel. Zwischen diesen Überdeutlichkeiten gibt es aber immer wieder auch kleine schauspielerische Kabinettstückchen zu bewundern.

Theussl, der am Weihnachtsabend bei den Hoppenstedts sowohl der Opa ("Früher war mehr Lametta") als auch der kleine Dickie ("Zicke Zacke Hühnerkacke") ist, die Granchette, die sich als Fernsehansagerin virtuos in den gepflegten th-Lauten bei der Zusammenfassung einer englischen Serie verheddert oder Sandner als der Mann, der nach missratenem Viereinhalbminuten-Frühstücksei Gewaltfantasien gegen die Gattin entwickelt ("Morgen bringe ich sie um") machen den Loriot-Kosmos mit seinen in die Tiefen menschlichen Seins führenden Kommunikationskatastrophen zum leichten sommerlichen Theatervergnügen.

Hofspielhaus, 13. bis 15., 20., 21., 27. Juli, dann wieder im September, 20 Uhr, Tel 24209333

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