Von der Couch in den Saal

Eine Studie der Filmförderungsanstalt ermittelte, welche Filme 2007 aus Zuschauersicht die besten waren – und wie wichtig TV-Werbung fürs Kino ist. Kleine Überraschung: Die beliebtesten Filme wurden in Deutschland gedreht. Til Schweigers Erfolgskomödie „Keinohrhasen“ siegte bei der Umfrage.
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Eine Studie der Filmförderungsanstalt ermittelte, welche Filme 2007 aus Zuschauersicht die besten waren – und wie wichtig TV-Werbung fürs Kino ist. Kleine Überraschung: Die beliebtesten Filme wurden in Deutschland gedreht. Til Schweigers Erfolgskomödie „Keinohrhasen“ siegte bei der Umfrage.

Die professionellen Kritiker haben schon längst ihre Urteile zum letzten Kinojahr gefällt. Jetzt kam auch das Publikum zum Zuge: In einer repräsentativen Studie ermittelte die Berliner Filmförderungsanstalt (FFA) die Schulnoten für die Kinofilme des Jahres 2007, befragt wurden 20000 Personen im Alter über zehn Jahren. Kleine Überraschung: Die beliebtesten Filme wurden in Deutschland gedreht. Til Schweigers Erfolgskomödie „Keinohrhasen“ siegte mit dem Notendurchschnitt 1,35 knapp vor dem Oscar-Gewinner „Das Leben der Anderen“, der auf die Durchschnittsnote 1,41 kam.

Unter den ausländischen Filmen erhielt Hollywoods ambitionierter Thriller „Blood Diamond“ mit 1,53 die beste Beurteilung. Die beiden kommerziell erfolgreichsten Filme 2007, die Hollywood-Produktionen „Harry Potter und der Orden des Phönix“ sowie „Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt“ lagen mit je 1,69 nur knapp unter der Durchschnittsnote 1,74 für alle 50 Filme. Die schlechteste Beurteilung unter den deutschen Filmen bekam Helge Schneiders Groteske „Mein Führer“ mit der Note 2,33.

Filmwerbung im Fernsehen ist gut fürs Kino

Eine erstaunliche Erkenntnis der Studios ist, dass der größte Anreiz für den Kinobesuch durch die Filmwerbung im Fernsehen erfolgt: Sechs von zehn Besucher sahen etwa „Die Simpsons“ im Kino, weil sie im Fernsehen auf den Filmstart aufmerksam gemacht wurden. Da die Serie sowieso aus dem TV bekannt ist, verwundert dieses Ergebnis nicht, aber auch andere Hits profitierten von der Bildschirm-Reklame: Bully Herbigs Hommage an die Sissy-Filme „Lissi und der wilde Kaiser“ sowie Jerry Seinfelds „Bee Movie“ verdanken ihre Zuschauer zur Hälfte der Fernseh-Werbung – alle drei sind Animationsfilme, sprechen also vornehmlich ein junges Publikum an, das sich von der Couch zu Hause in die Kinosäle locken ließ, die Eltern im Schlepptau.

Das Internet spielt offenbar noch eine untergeordnete Rolle – im Höchstfall gab lediglich jeder fünfte Besucher von „300“ (19 Prozent) und „Ghost Rider“ (18 Prozent) an, durch das Worldwide Web auf den Film aufmerksam gemacht worden zu sein. Vor einigen Jahren lag diese Quote allerdings nur bei 5 Prozent.

Kinoscheu gibt es nicht mehr

Dominierend bei den Entscheidungsgründen zum Besuch eines Films ist weiterhin dessen Thema oder Geschichte. Wichtig in diesem Zusammenhang ist aber auch, ob der Film aktueller Gesprächsstoff ist oder Teil einer Serie. Die Altersgruppe der 10- bis 15-Jährigen stellte mit 45 Prozent den größten Anteil der Besucher von „Die wilden Hühner und die Liebe“. Die über 60-jährigen hatten bei „Das Leben der Anderen“ mit 33 Prozent ihren Spitzenwert. Die als kinoscheu geltende Besuchergruppe ist also durchaus zu motivieren, wenn ein attraktives Angebot gemacht wird.

Zu den interessantesten Ergebnissen der Studie gehören die geschlechtsspezifischen Vorlieben: Bei „Keinohrhasen“ bestand das Publikum zu 59 Prozent aus weiblichen, aber nur zu 41 Prozent aus männlichen Besuchern. Genau umgekehrt war es hingegen bei „Das Leben der Anderen“: 59 Prozent Männer, 41 Prozent Frauen. Den höchsten Männerwert erreichte das Spartaner- Epos „300“ mit einem maskulinen Anteil von 73 Prozent. Spitzenreiter in der weiblichen Gunst war der Film „Von Frau zu Frau“, der 79 Prozent Zuschauerinnen anzog, aber nur 21 Prozent Männer.

Am ausgeglichensten war das Geschlechterverhältnis bei dem Drama „Babel“ mit 52 Prozent Männern und 48 Prozent Frauen. „Babel“ war auch der Film mit dem höchsten Anteil an Besuchern, die Abitur und Studium vorweisen können. Den größten Hauptschüleranteil hatte die deutsche Produktion „Die Wilden Kerle 4“ mit 37 Prozent – auch ein Film, der stark im TV beworben wurde.

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