Vom Klang der Schwermut

Das Münchener Kammerorchester und der Rias Kammerchor mit Tigran Mansurians "Requiem" im Prinze
von  Christa Sigg

Etwas verzagt verbeugt sich der feingliedrige Mann mit den dunklen, traurigen Augen. So, als würde der donnernde Applaus in den Ohren schmerzen. Tigran Mansurian mag eben keinen Krach, seine Musik ist frei von hysterischem Gewimmer, von schrillen Kratzattacken und nervtorpedierendem Untergangsgedröhn. Selbst bei einem Stoff, der heute genau danach zu schreien scheint.

Sein „Requiem”, das vor einer Woche in Berlin uraufgeführt wurde, ist den Opfern des Genozids an den Armeniern (1915-1917) in der Türkei gewidmet. Und die Familie des 72-jährigen Komponisten war davon unmittelbar betroffen. Doch der Schmerz schreit hier nicht nach lautstarker Empörung. Leise, ja geradezu zärtlich weitet sich einstimmiger Gesang über den Reihen des Prinzregententheaters. Und noch in der Dramatik des „Dies irae” kann sich der umwerfend präzise RIAS Kammerchor auf Feinheiten konzentrieren, mit dem Münchener Kammerorchester die alten Klangvorbilder zwischen auf mittelalterlicher Monodie fußendem orthodoxen Erbe und reduziertem Debussy aufleuchten lassen.

Auch in ihrer düsteren Schwermut vermag diese Musik empfindlichste Avantgarde-Meider nicht zu schrecken. Bei allen Vorbehalten, die man solcher Rückgewandtheit entgegenbringen mag, besticht Mansurian allerdings mit tiefer, ehrlicher Empfindsamkeit.

Die wurde in Bausch und Bogen zertrümmert. Ausgerechnet durch Mozarts Requiem, das trotz fabelhafter Besetzung (Nuria Rial, Christoph Prégardien) nicht funktionieren konnte. Selbst ein entschiedenerer Alexander Liebreich hätte da nichts mehr gerettet.

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