Volkstheater wäscht schmutzige Wäsche
Friedrich Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ scheitert am verzweifelten Versuch, sich mit der gymnasialen Schullektüre an die aktuelle Abiturientengeneration ranzuschmeißen.
Wer es im Deutsch-Unterricht der Mittelstufe nicht begriffen hat, bekommt es im Volkstheater jetzt dick wie ein nasses Frottier-Handtuch um die Ohren geschlagen: In Güllen wird schmutzige Wäsche gewaschen! Für seine Inszenierung des 50er-Jahre-Klassikers ließ Regisseur Frank Abt die Bühne voll mit tropfenden Textilien hängen.
Unklare Botschaften durch überdeutliche Bebilderung bleibt auch im Folgenden leider das Mittel der Wahl ebenso wie das Niveau einer Schulparty. Die präpotente Herumtheaterei wird erst nach einer Doppelstunde auf den Pausenhof geschickt, wenn Ilona Grandke und Alexander Duda endlich die Rollen der rachlüsternen alte Dame und des schuldbeladenen Kleinstädters übernehmen, um mit schlichter schauspielerischer Handwerklichkeit bescheidenen Glanz zu zaubern.
Mathias Hejny
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