Vier Troubadoure auf musikalischer Weltreise
Die US-Indieband Devotchka lässt seine Zuschauer im mäßig gefüllten Ampere beschwingt zurück.
Wer braucht schon eine Dita von Teese, wenn zwei leicht bekleidete Akrobatinnen einen schwerelosen Stoffbahnen-Ausdruckstanz aufführen. Die US-Indieband Devotchka bekennt sich im mäßig gefüllten Ampere zu ihren Wurzeln als ehemalige musikalische Begleitung für die populäre Burlesquetänzerin.
In einer Reminiszenz bringt eine Showeinlage zweier waghalsiger Artistinnen die Poplokomotive der vierköpfigen Multiinstrumentalisten zu einem Zwischenhalt. In Bewegung rauscht der folkloristische Weltmusik-Wagon an zahllosen Musiklandschaften vorbei. Von beschwingten Polkaeinlagen, mitreißendem Gypsie-Punk bis hin zu Mariachi- und Folkabstechern: Devotchka - der Bandname bedeutet „Mädchen“ und zitiert die Nadsat-Kunstsprache von „A Clockwork Orange“- hält sich an keine Genregrenzen und macht an keiner Musikstation lange halt.
Genial, wie mühelos die fantastischen Vier dabei immer wieder die Instrumente wechseln. Neben Geige, Akkordeon und einer zur Rassel umfunktionierten Banane kommen auch ein tubaähnliches Sousaphone und ein Theremin zum Einsatz. Diese so genannte Ätherwellengeige setzt der verschmitzt bis melancholisch dreinblickende Sänger Nick Urata immer dann ein, wenn er mal nicht seine gedehnte hohe Stimme mit Halleffekten unterfüttert. Der 90-minütige Gutelaune-Devotchkaexpress erreicht seinen Höhepunkt mit dem gefühlvollen Sehnsuchtssong „How It Ends“. Bei diesem, lediglich auf zwei E-Piano Tönen basierenden Popzuckerstück werden rührende Filmerinnerungen an den Schluss von „Little Miss Sunshine“ wach. So beschwingt wie die kauzige Filmfamilie verlässt dann auch der Zuschauer das herrlich skurrile Soundcollagen-Konzert.
Florian Koch
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