Viele schöne Aha-Erlebnisse - der Auftakt zum Finale in München
MÜNCHEN - Zum Abschied natürlich "Take On Me": Mit einem umjubelten Auftritt in der Münchner Olympiahalle hat die norwegische Popgruppe a-ha am Montagabend ihre letzten neun Konzerte in Deutschland eingeläutet.
Erst singen sie ganz leise, dann dröhnen ihre unwirklichen Laute immer deutlicher aus den Boxen. Ein Buckelwalchor setzt A-has Meeressäugerhymne „We're looking for the whales“ ein vortreffliches Ende. Und plötzlich fischt die norwegische Erfolgsband bei ihrer Abschiedstournee in der fast ausverkauften Olympiahalle aus den Tiefen der Popgewässer einen echten musikalischen Überraschungsschatz: Schemenhaft illuminiert von einem Blaulicht-Kronenleuchter sitzt das bröckelnde A-ha Dreigestirn – Gitarrist Pål Waaktaar-Savoy, Sänger Morten Harket und Klavierspieler Magne Furuholmen – am Bühnenrand und wischt für einen kurzen Augenblick jeglichen visuellen und synthetischen Bombast von sich. Ihren neuesten Song, ihr letztes Hurra „Butterfly, Butterfly“ interpretieren die A-has als bewegend-schlichtes Akustik-Abschiedsgeschenk an die Fans, die ihnen 25 Jahre lang die Treue gehalten haben.
Für A-ha galt es, nach diversen kreativen Zerwürfnissen, auf dem Höhepunkt abzutreten. Und das ist ihnen gelungen. Harkets federleichtes Falsett bezaubert wie eh und je, die Töne hält der immer leicht torkelnde Frauenschwarm mit der „Top Gun“-Sonnenbrille so lange, bis der frenetische Applaus keine Grenzen mehr kennt. Nebenbei lässt sich der Melancholiker auch auf einen Minigitarren-Scherz mit Waaktaar-Savoy und Furuholmen ein oder versucht sich an den elektronischen Drums.
Ein virtueller Bildband
Den Bandkollegen bleibt dabei immer noch genügend Raum, um mit melodischen Keyboardeinlagen oder kurzen Danksagungen auf Deutsch zu punkten. Auch dramaturgisch machen A-ha alles richtig. Nach den Auftaktkrachern „The Sun always shines on T.V.“ und „Move to Memphis“ schalten sie die Tanzgänge bis hin zum unverzichtbaren „Hunting High and Low“ sorgsam zurück, bis die Band nach der abgespeckten Akustikversion von „Crying in the Rain“ wieder am Synthiepoprad dreht und sogar den Rock kurz streift.
Das Ü30-Publikum hat zu diesem Zeitpunkt längst vergessen, dass das Konzert eigentlich bestuhlt ist. Beseelt beklatscht man sowohl im Mittelschiff als auch auf den Tribünen die letzte A-ha Musikmesse. Fasziniert starrt man auf das Videoscreen-Triptychon, das technisch brillant aber auch etwas vordergründig – zu „The Living Daylights" läuft natürlich ein Retro-Bondvorspann mit „München“ im Fadenkreuz – die Songinhalte illustriert. Zum Höhepunkt wird noch einmal pathetisch die Bandgeschichte in einem virtuellen Bildband nachgezeichnet, bis er sich geräuschlos zum Abschied schließt.
Was bleibt ist „Take on me“, ein allerletztes Kreischen, ein allerletztes Tanzen zur live eingespielten Rotoskopie-Ästhetik.
Florian Koch
- Themen: