Viele Programme ohne Rauschen
Den Äther dominiert das analoge UKW. Das Digitalradio (DAB) fristet in Deutschland bislang ein Nischendasein – auch weil bisher die Geräte und ein echter Mehrwert fehlten. Das soll sich zum gestrigen Neustart des Digitalradios ändern. Erstmals gibt es neben dem schwankenden DAB-Angebot in den Bundesländern 14 bundesweite Programme. Wir beantworten die wichtigsten Fragen aus Verbrauchersicht.
Brauche ich ein neues Radio?
Nein, nicht zwingend. Auf UKW wird erst einmal weiter gesendet wie bisher. Laut Telekommunikationsgesetz läuft der Frequenznutzungsplan für den UKW-Hörfunk zwar 2015 aus. Über eine Verlängerung der Nutzungsdauer wird diskutiert.
Welche Vorteile bietet Digitalradio überhaupt?
Es gibt eine größere Programmvielfalt und – neben den gewohnten landesweiten, regionalen und lokalen Programmen – ein bundesweit einheitliches Angebot. Während per UKW an einem Ort in der Regel nicht mehr als 30 Programme gleichzeitig ausgestrahlt werden können, sind mit DAB+ leicht mehr als 100 Programme möglich. Rauschen und Knistern im Ton gibt es nicht, denn digitaler Empfang bedeutet, dass entweder alles einwandfrei zu hören ist oder gar nichts, wenn das Signal zu schwach ist. Da alle Sender das gleiche Programm auch über die gleiche Frequenz ausstrahlen, entfällt das Suchen und Einstellen von Frequenzen. Ein Digitalempfänger zeigt alle verfügbaren digitalen Kanäle im Display einfach mit dem Sendernamen an.
Wie viele Sender kann ich per DAB+ und DAB empfangen?
Mit der Einführung von DAB+ gibt es 14 neue digitale Programme, die bundesweit einheitlich ausgestrahlt werden: Lounge FM, Absolut Radio, Radio Energy, 90elf, Radio Bob, ERF Radio, Klassik Radio, Kiss FM und der christliche Sender Radio Horeb zum 1. August. ERF Pop und Sunshine live starten ein wenig später. Von Anfang an dabei sind zudem Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und D-Radio Wissen. Hinzu kommen zum Teil die DAB-Sender, die auch bisher zu empfangen waren. Ihre Zahl schwankt von Bundesland zu Bundesland stark: in in Bayern sind es derzeit mehr als 20 landesweite digitale Programme. Auf der Internetseite www.digitalradio.de gibt es eine Abfrage der verfügbaren digitalen Programme nach Postleitzahl.
Sendet auch der Bayerische Rundfunk digital?
Ja, und das schon seit 12 Jahren im Regelbetrieb. Bislang gibt es digital die Programme Bayern plus, on3-radio, Bayern 2 plus und B5 plus. Derzeit ist ein neues BR-Sendernetz im Aufbau, auf dem alle zehn BR-Programme zu hören sein werden.
Welche Besonderheiten bietet DAB+?
Auch Zusatzinformationen von Programmhinweisen bis hin zu Album-Covern können übertragen werden. „Viele der Geräte haben aber noch nicht das nötige Display”, schränkt Helmut G. Bauer ein. Er ist Geschäftsführer der DRD Digitalradio Deutschland GmbH, die die Interessen des bundesweiten privaten Digitalrundfunks vertritt. Die Datenrate der ausgestrahlten Programme lässt sich dynamisch anpassen, um kurzfristig mehr Programme anbieten zu können. Der Fußballsender 90elf wird Bauer zufolge am Wochenende etwa alle Bundesliga-Spiele live übertragen und dazu zeitweise sechs Programme gleichzeitig senden: bis zu fünf Spiele plus eine Konferenz.
Was mache ich mit meinem alten DAB-Gerät?
Mit dem kann vorerst weiter empfangen werden – allerdings nur das schrumpfende DAB-Angebot in den Ländern. Dieses wird Schritt für Schritt von DAB auf DAB+ umgestellt. „Da gibt es noch keinen festen Fahrplan”, erklärt Bauer, der auch in der Lenkungsgruppe Digitalradio sitzt, die aus ARD, Deutschlandradio, DRD mit Media Broadcast und der Geräteindustrie besteht. Digitalradios mit Displays mit mehr als zwei Zeilen seien in großer Zahl erst zur zweiten Gerätegeneration mit DAB+ zuerwarten. Dauerhaft parallel in DAB und DAB+ will nur das Deutschlandradio senden.
Kostet der Empfang von DAB+ Geld?
Nein. Der Empfang bleibt wie bei UKW und DAB kostenlos.
Kann DAB+ überall empfangen werden?
Nein. Zum Start gibt es nach Angaben des Sendenetzbetreibers deutschlandweit 27 Sendestationen, die 38 Millionen Menschen in ihren Häusern erreichen und 50 Prozent der Fläche Deutschlands für den mobilen Empfang abdecken. 2014 soll das Netz auf 110 Sender ausgebaut werden.
Gibt es schon Digitalradios mit DAB+ zu kaufen?
Ja. Die DRD hat zum Start mindestens 120 Geräte gezählt, die DAB+ empfangen können. Ein klassisches Küchenradio ist bereits für 50 Euro zu haben. „Die neuen DAB+-Geräte können alle auch DAB”, erklärt Bauer. Auch UKW gehört zum Standard, immer öfter auch Internetradio.
Gibt es DAB auch in Autoradios?
Ja. Einige Hersteller bieten schon DAB ab Werk als Option an. Man kann auch nachträglich selbst ein Radio mit DAB einbauen. Die UKW-Antenne lässt sich dafür aber nicht nutzen. Oft liegt den Geräten eine DAB-Klebeantenne für den Innenraum zum Nachrüsten bei.
Was ist denn jetzt der Unterschied zwischen DAB und DAB+?
Der für DAB+ verwendete Codec AAC benötigt gegenüber dem bei DAB eingesetzten MP2 (Musicam) noch weniger Bandbreite und klingt trotzdem nicht schlechter. Die frei werdende Bandbreite kann für mehr und neue Programme genutzt werden.
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Ab sofort ist das neue Digitalradio DAB+ deutschlandweit empfangbar. Mit einem DAB+-Stick kann man es am Computer über Antenne hören. Er wird in den USB-Eingang gesteckt, anschließend muss die beiliegende Software installiert werden und schon kann man das digitale Radioprogramm durchstöbern. Hier wird nicht mehr per Frequenz gesucht, sondern über die Namen der Sender. Beim digitalen Radio gibt es kein Rauschen, entweder es ist ohne Störung zu hören oder bei zu schwachem Signal gar nicht.
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