Verrückt nach Kino

25 Jahre „Treffpunkt Kino“. Wie der Münchner Peter von Schall-Riaucour aus einer Schülerzeitung das größte Kinofoyer-Magazin Europas machte
von  Abendzeitung

25 Jahre „Treffpunkt Kino“. Wie der Münchner Peter von Schall-Riaucour aus einer Schülerzeitung das größte Kinofoyer-Magazin Europas machte

Zwei Münchner Studenten sitzen in einer kleinen Einzimmerwohnung in der Claude-Lorrain-Straße. Der eine hängt am Telefon, der andere bearbeitet die Tastatur der Schreibmaschine. 25 Jahre ist das her, und es war der Start von Europas größtem Kinofoyermagazin: „Treffpunkt Kino“. Christian Hartmann und Peter von Schall-Riaucour hatten 1985 die verrückte Idee aus der Münchner Schülerzeitung „Prisma“ ein Kinoheft zu machen.

„,Peter, das wird nix’, haben viele Leute damals zu mir gesagt“, erzählt von Schall-Riaucour der AZ. „Was willst du denn mit einem kostenlosen Magazin, das jeder doch nur in die Tonne schmeißt.“ Die Herausforderung nahm von Schall gerne an. Wenn die Kommilitonen sich im Sommer nach der Vorlesung an den Eisbach legten, fuhren er und Hartmann in die Claude-Lorrain-Straße und legten los: Von Schall verkaufte die Anzeigen, stundenlang saß er am Küchentisch und telefonierte, wenn er nicht gerade die Inhaber kleiner Geschäfte besuchte. Hartmann schrieb die Texte. „Die Ghostbusters“ zierten die Titelseite des ersten Hefts. 10000 Stück legten die Studenten davon in den Münchner Kinos und Geschäften aus. Mit dem Geld aus dem Anzeigenerlös leisteten sich die beiden freie Journalisten. „Wir hangelten uns damals von Ausgabe zu Ausgabe“, erzählt von Schall. „Jede war ein Abenteuer.“

Ein kleiner Flirt mit Jane Fonda

Die Leidenschaft zum Film wurde dem heute 48-jährigen Medienmanager quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater, auch ein Peter von Schall-Riaucour, war Filialleiter bei der Columbia Tristar. „Ständig brachte er Plakate und Kinofreikarten mit nach Hause“, erinnert sich von Schall. Und eine echte Filmdiva hat der Münchner auch in der Familie: Margot Hielscher, Ufa-Star der 40er und 50er Jahre ist die Schwester seiner Mutter. „Meine Tante hat mich immer zu Premieren und Filmevents mit genommen“, sagt von Schall.

Filmverrückt ist der Münchner und „Treffpunkt Kino“ sein Herzensprojekt. Weil auch die Kinobetreiber und ihre Kunden das Blatt mochten, schrieb von Schall damit ein Stück bayerische Mediengeschichte. Schon bald war „Treffpunkt Kino“ in einer Auflage von 25000 Exemplaren in ganz Bayern zu haben. Mit Unterstützung der LBS Württemberg erschien das Heft auch in Baden-Württemberg.

Heute ist „Treffpunkt Kino“ mit monatlich über 750000 Exemplaren und 1,7 Millionen Lesern das auflagenstärkste Kinofoyermagazin in Europa. Als Hauszeitschrift von Cinemaxx, Cinestar, der Mathäser-Gruppe und vielen anderen Kinos gibt es das Heft, das über die neuesten Filme, Stars und Hintergründe berichtet, heute deutschlandweit. 1991 übernahm der Entertainment Media Verlag, seit zwei Jahren Gruner + Jahr Entertainment Media unter der Führung von Peider Bach, das Blatt. Und von Schall ist natürlich immer noch mit an Bord. Heute ist er auch für das Internet-Portal kino.de zuständig, dem Marktführer in Deutschland. Viel Zeit für Privates bleibt da nicht, auch weil von Schall sich immer wieder neue, zusätzliche Aufgaben sucht. So managt er das Starlet Davorka. Im Gemeinderat von Planegg/Martinsried sitzt er auch, einer Partei gehört er nicht an.

Seine Liebe aber gehört der Welt der Stars. Clint Eastwood, Arnold Schwarzenegger, Peter Ustinov oder Nicole Kidman – er hat sie alle getroffen. Bei einer haben ihm die Knie besonders geschlottert. 1990 stellte Jane Fonda ihren Film „Old Gringo“ in München vor. „Ich war tierisch nervös“, erzählt von Schall. „Und bis heute rede ich mir ein, dass sie mit mir geflirtet hat.“

Angelika Kahl

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