Verdammt in alle Ewigkeit
„There Will Be Blood“ - ein gewaltiges und gewaltvolles Epos, das den Zuschauer mit unvergesslichen, wuchtigen Bildern bannt. Paul Thomas Andersons oscarreifes Drama.
Ein kurzer Blick über das hitzeflirrende Texas, dann Dunkelheit. Daniel Plainview gräbt in einem Schacht nach Silber – und stößt auf eine Ölquelle. Als er verunglückt, schleppt er sich über die Leiter nach oben. Dazu die bedrohliche Musik von Radiohead-Gitarrist Johnny Greenwood. So beginnt Paul Thomas Andersons „There Will Be Blood“, ein gewaltiges und gewaltvolles Epos, das den Zuschauer 158 Minuten lang bannt mit unvergesslichen, wuchtigen Bildern.
Der 38-jährige Regisseur Anderson („Magnolia“) ließ sich von Upton Sinclairs sozialkritischem Roman „Oil!“ und der Biografie eines Ölmagnaten inspirieren für eine Geschichte aus den Anfängen des Kapitalismus und eines Mannes, der mit zunehmendem Reichtum immer skrupelloser, einsamer und brutaler wird, bis er endgültig dem Wahnsinn verfällt.
Die Dimension eines Shakespeare-Dramas
Daniel Day-Lewis gibt als Öl-Tycoon Plainview dem Film die Dimension eines Shakespeare- Dramas. Er gilt zu Recht als Favorit der diesjährigen Oscar- Verleihung, insgesamt ist der Film achtmal nominiert und könnte auch in Berlin mehrere Bären abräumen.
Den Pakt mit dem Teufel Gier schließt Plainview 1898. Da gibt ihm ein Junge aus Little Boston, Kalifornien, den Tipp, auf dem Land seiner Familie Öl zu fördern. Es würde dort einfach aus dem Boden sprudeln. Was sich auch bewahrheitet.
Das Imperium fordert immer wieder Opfer
Der skrupellose Plainview schwätzt den armen Farmern ihr Land ab, lässt Bohrtürme ins Land rammen und begründet ein Imperium, dass immer wieder Opfer fordert. In Little Boston findet er aber auch einen Widersacher, der ihm fast ebenbürtig ist in Verblendung und Fanatismus. Eli (Paul Dano), der junge, fundamentalistisch- christliche Laienprediger, hat die Gemeinde ebenso im Griff wie Plainview.
Der biblische Kampf von gegenseitiger Demütigung endet in einem Showdown, wie man ihn noch nie im Kino gesehen hat. „There Will Be Blood“ hat aber auch rare anrührende Momente. Ganz zu Beginn nimmt Plainview das verwaiste Baby eines verunglückten Mitarbeiters an Sohnes statt an, versorgt es in hilfloser Zärtlichkeit. Dann macht er den Jungen aber zum Komplizen scheinheiliger Geschäfte und schickt den Zehnjährigen ins Internat, weil dieser nach der Explosion eines Bohrturmes sein Gehör verliert.
Von nun an wird Plainview wie ein Verdammter durch sein unheilvolles Reich irren, bis zum bitteren Ende.
Angie Dullinger
Kino
Leopold, Mathäser, City, Cinema in OF, Atlantis in OmU
R und B: Paul Thomas Anderson,
K: Robert Elswit
(USA, 158 Min.)
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