„Unverschämtes Selbstbewusstsein“

Der Regisseur Uli Edel arbeitete mit Bernd Eichinger und erinnert sich an den Freund.
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Der Regisseur Uli Edel arbeitete mit Bernd Eichinger und erinnert sich an den Freund.

Der Regisseur Uli Edel, Eichingers Freund seit Anfangsjahren an der Münchner Filmhochschule und Arbeitspartner seit dem Kinohit „Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", erinnerte sich für die Abendzeitung zum 60. Geburtstag Eichingers an die Stationen einer wunderbaren Gemeinschaft:

„Ich konnte ihn erst nicht ausstehen, als er in der Münchner Filmhochschule zum ersten Mal auftauchte. 1970 war das. Der Kerl sah einfach zu gut aus, fast einen Kopf grösser als ich, mit seinem unverschämten Selbstbewusstsein, seiner Samtjacke, diesen langen Elvis-Koteletten an der Backe und dieser verdammt hübschen Freundin am Arm. Einfach unerträglich, dieser Provinzproll, dachte ich, obwohl ich selbst aus der Provinz kam.

Wir saßen dann allerdings schon mittags in der Mensa zusammen und stellten fest, dass wir beide in 'ner Rockband gespielt hatten, beide Peckinpah- und Sergio-Leone-Filme liebten. „Spiel mir das Lied vom Tod" und „Wild Bunch" waren gerade in den Kinos.

Befreundet waren wir ab dann immer, aber zusammen gearbeitet hatten wir vor „Der Baader Meinhof Komplex" schon seit 20 Jahren nicht mehr. Da muss ich jetzt unsere gemeinsamen Erfahrungen mit der Hubert-Selby-Adaption „Last Exit Brooklyn“ von 1989 einfügen. Die waren nämlich niederschmetternd. Dass wir einen guten Film gemacht hatten, wussten wir. Die aggressiven Verrisse in Deutschland trafen uns völlig unvorbereitet. Als dann „Last Exit" Monate später in den Staaten anlief, wurde er dort der bestbesprochene Film des Jahres 1990. Als Spielberg ihn dazu noch ein Meisterwerk nannte, war die Sache für uns erledigt.

„Was brauchen wir mehr?', meinte Bernd nur. Es war fast wie beim „Baader Meinhof Komplex“: Die Kritiker schäumen zuhause, und in Hollywood gibt's eine Oscar-Nominierung! Neben all seinen Talenten, seiner Vitalität ist ja sein Humor Bernds sympathischste Eigenschaft. Mit Bernd hab ich mehr gelacht als mit irgend jemand sonst. Ich meine, richtig abgelacht. Er lacht auch gern über sich selbst. Ich erinnere mich noch, als ich ihm mal die Tageszeitung rüberreichte und fragte, ob er sie nicht lesen wolle. Seine Antwort: „Warum? Steh ich drin?" Das ist Bernd in Reinkultur. Dazu gehört auch ein Ego, so gross wie ein Fussballfeld.“

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