Unterm Rad
Kennen Sie die Rube-Goldberg-Maschine? Das ist ein komplexer Apparat, der eine einfache Aufgabe umständlich erledigt. Beim Cirque Mechanics wird ein Rhönrad zu einer solchen Maschine. Verbunden mit einem Trapez bewegt es über einen Flaschenzug einen Reifen, in dem die Artistin Aloysia Gavre eine Luftakrobatiknummer macht.
Ziel der Gruppe ist es jedoch nicht, Superlative zu zeigen. „Wenn du Artisten sehen willst, die Unglaubliches mit ihrem Körper machen, gehst du in eine chinesische Zirkusshow”, sagt der Regisseur Chris Lashua. In der „Birdhouse Factory” wollen die Künstler vielmehr einen Zauber schaffen, die Zuschauer durch ein gewachsenes Ganzes einfangen. Mächtige Maschinen dominieren die Bühne: Die Rhönradkonstruktion, ein Fließband, ein runder Tisch, der über zwei Fahrräder bewegt wird und ein Gerüst, unter dem sich ein Trampolin befindet. „Hätten wir gewusst, dass wir einmalmit der Show durch die ganze Welt touren, hätten wir sicher nicht diese sperrigen Maschinen gebaut”, sagt Lashua.
Mit dem Rhönrad hatte alles angefangen. Lashua war fasziniert von dem Sportgerät, versuchte sich an immer neuen Tricks und bestritt damit 1996 sogar die Eröffnungsnummer des Cirque du Soleil. Chris La-shua ist fasziniert von Rädern. Über ein Jahrzehnt fuhr er mit dem BMX erfolgreich Freestyle-Wettkämpfe, bevor er zum Cirque du Soleil ging und dort begann, mechanische Apparaturen zu entwickeln. Seine Maschinen inspirieren die Akrobaten zu immer neuen Kunststücken. Und aus dem Spiel entwickelte sich nach und nach ein Programm.
Die Frage nach der besten Kulisse für Maschinen war rasch beantwortet: eine Fabrik. Zum Vorbild nahm sich die Truppe Chaplins Klassiker „Modern Times”. Der Slapstick und Chaplins Sicht auf den industrialisierten Alltag geben die Bildsprache der „Birdhouse Factory” vor. IIn zwei Teilen wird von einer Fabrik im Amerika der 30er Jahre erzählt, die wegen eines verletzten Vogels aus den Fugen gerät. Doch die Fabrikarbeiter eröffnen eine neue, die Vogelhäuschen und Zirkusnummern produziert.
„Für neue Maschinen ist die Show geschlossen, aber durch die Menschen verändert sie sich ständig”, sagt Chris La-shua. 2007 kam der Clown und Charakterdarsteller Jesse Dryden hinzu. Statt einfach in das alte Kostüm zu schlüpfen, interpretierte er seine Rolle völlig neu und ist jetzt der, um den sich die Show dreht.
Fast so gebannt wie von den halsbrecherischen Nummern ist man von seinen komischen Einlagen. Wer sich so auf das Publikum verlässt, riskiert viel. Aber Jesse Dryden ist ein Profi, weiß die Zuschauer um den Finger zu wickeln. Leicht hat es sich die Truppe nicht gemacht. „Das Verlangen, die Show zu beenden, verlierst du nie”, sagt Chris Lashua. Seit sechs Jahren verändert sich die Show kontinuierlich. Chris Lashua wird wohl nie ganz zufrieden sein und weiter Neues probieren.
Vom 1. bis 5. Juni im Deutschen Theater. Karten von 24 bis 49 Euro unter Tel.55234 – 444
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