Unterm föhnigen Himmel

Die Stadt beschließt ihr „Achternbusch-Jahr“ mit einer Ausstellung in der Rathausgalerie, und der Künstler erscheint wie ein Gespenst
von  Abendzeitung

Die Stadt beschließt ihr „Achternbusch-Jahr“ mit einer Ausstellung in der Rathausgalerie, und der Künstler erscheint wie ein Gespenst

Das war ja klar: München feiert Herbert Achternbusch, aber der kommt als Letzter auf die Party und tut erst mal so, als ob ihn das alles nichts anginge. Die Verweigerung ist schließlich auch seine Kunst. 70 Jahre wird er am 23. November – die Stadt hat bereits sein literarisches Werk in der Monacensia und sein filmerisches Schaffen auf dem Filmfest gewürdigt. Und nun, zum Abschluss des „Achternbusch-Jahres“, wie es Stadträtin Monika Renner nannte, seine Malerei.

„Lichtwechsel“ heißt die Ausstellung in der Rathausgalerie mit Leihgaben aus Lenbachhaus, Stadtmuseum und von Achternbusch selbst. Sie wird geprägt von drei Werkkomplexen: Vorneweg die „Föhnforscher“ von 1984, eine formal strenge Serie aus 45 Aquarellen auf Zeitungspapier, mit der sich Achternbusch nach jahrelanger Abstinenz die Malerei neu erschloss.

Dann die noch nie gezeigten Wandbilder aus seiner früheren Wohnung in der Burgstraße 8 aus den 90er Jahren, die nur mit Hilfe der Denkmalpfleger gerettet werden konnten. Welch ein Vorgriff für einen zeitgenössischen Künstler! Und schließlich die überwiegend aus jüngerer Zeit stammenden Weihnachtsbilder, die mit riesenhaften Formaten den Mittelsaal der Galerie beherrschen.

Garniert werden die gemalten Werke mit Achternbusch-Fotografien von Barbara Gass und Stefan Moses. Und mit Fundstücken aus seinem Leben wie jener Postkarte von Joseph Beuys von 1985, bei der die Botschaft „Schön, die Föhnforscher“ dem Adressaten ebenso zugesagt haben dürfte wie der Poststempel mit der Zeile: „München – Stadt weltberühmter Biere“.

Bei einer früheren städtischen Schau zu seinen Ehren war Achternbusch während der Eröffnungsrede gegangen. Diesmal stimmt er die ihn trotzdem hoffnungslos anhimmelnde Kulturverwaltung schon im Vorfeld ein, indem er, wie es hieß, der Hängung seiner Bilder nur mäßiges Interesse entgegenbrachte.

Doch als Kulturreferent Hans-Georg Küppers den Achternbusch-Satz „So fremd wie München kann mir etwas anderes gar nicht sein“, zitierte, stand plötzlich ein großer, hagerer Mann mit schwarzem Hut im Publikum. Und als Küppers konstatierte, der Satz sei „im Grunde doch eine Liebeserklärung an unsere Stadt“, rief der Mann „Ja“ – so laut, dass alle es hören konnten.

Michael Grill

Bis 27.11., Di bis So 11 – 19 Uhr

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