Unsere Madonna
Die Fast-Oma, NDW-Übermutter und neuerdings Sannyasin-Anhängerin Nena besingt auf ihrem Album „Made in Germany“ ihr Heimatliebe und kehrt zurück zu ihren Wurzeln
Ich träume von einer Welt, in der wir Menschen uns natürlich begegnen, ohne dummes Zeug zu reden.“ Kein Satz, den man unbedingt Nena zugeordnet hätte, denn die schnoddrig schnatternde 49-Jährige mit dem ansteckend naiven Optimismus war bislang kein Beispiel verbaler Zurückhaltung.
Nun bringt sie, 24 Stunden vor dem „Tag der Deutschen Einheit“, ihr Album „Made in Germany“ auf den Markt. Neo-Patriotismus einer Sängerin, die sich neuerdings als hüpfende Sannyasin-Anhängerin und Vertreterin der Dynamischen Meditation gefällt? Es klingt dann aber doch alles ganz harmlos: „Hier gehör ich hin, weil ich hier am allerliebsten bin. Germany – Dich verlass ich nie.“ Dazu könnten auch Westerwelle und Lafontaine tanzen. Kraftvoller als die Lyrikerin Nena ist allerdings die Musikerin.
Die 80er Jahre sind nicht vorbei
Fast drei Jahrzehnte nach ihrem Debüt vertraut sie wieder auf den Produzenten und die soundprägenden Keyboarder ihrer Nena-Band aus den weltruhmbringenden „Luftballon“-Zeiten. Mit hörbarem Erfolg. Songs wie „Schönschönschön“ oder „Ich bin hyperaktiv“ (mit einem gelungenen Text über heute allzu früh medikamentös beruhigte Kinder) wären sicherlich Klassiker der Neuen Deutschen Welle, wenn sie nicht erst im Jahr 2009 entstanden wären. Bisweilen klingt Nena auch, als wolle sie zwischen 2raumwohnung und Madonna eine musikalische Nische suchen.
Die Vierfachmutter, Schulgründerin und Fast-Oma Nena holt sich auch Unterstützung aus der eigenen Familie, ihr 19-jähriger Sohn Sakias greift für das Album in die Saiten und leiht der Mama die Stimme. „Bei uns geht es nie nur um diese Mutter-Kind-Rollen-Verteilung, sondern es geht darum, gemeinsam ein Leben zu gestalten. Jeder hat sein Space“, erklärt sie in einem Interview. Den gibt es auch auf der kommenden Tournee: Ein Kinderbereich vor der Bühne soll Nenas Konzerte zum Zwei- bis Drei-Generationen Erlebnis machen. Die 80er Jahre sind für die NDW-Übermutter noch lange nicht vorbei, sie heißen jetzt bloß anders.
Volker Isfort
Nena: „Made in Germany“ (Tonpool/BMG)
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