Unerklärlich erfolgreich

„Abba – The Show“ kommt in die Olympiahalle und klingt mitreißend
von  Abendzeitung

„Abba – The Show“ kommt in die Olympiahalle und klingt mitreißend

Die wahren Fans erkennt man auch in London sofort: Plateau-Schuhe, Schlaghosen und Fledermaus-Blusen in Regenbogenfarben. Interessanter sind allerdings ihre Begleiter: Jeans, Karo-Hemd und eine Leidensmiene Marke „Ich konnte sie ja schlecht alleine ausgehen lassen“. Der männliche Blick verrät Skepsis, das Bier in der Hand zelebrierte Langeweile. Doch spätestens bei „Waterloo“ rockt die ganze Wembley Arena.

Dabei sind das gar nicht Abba, die da vorne auf der Bühne stehen. Auch wenn die vier genau so aussehen und vor allem genau so klingen wie das legendäre Quartett. Es ist eine perfekte Illusion. Ein Best-of-Abba-Konzert, wie man es heute erwarten würde. Vorausgesetzt, die wahren Protagonisten sprächen noch miteinander und wären in den vergangenen drei Jahrzehnten nicht gealtert, kurz: „Abba – The Show“, am 16. Januar zu Gast in der Olympiahalle.

Eine fast echte Coverband

Hinter dem prominenten Namen verbergen sich die schwedische Cover-Band „Waterloo“ mit ihren Frontfrauen Katja Nord und Camilla Hedren sowie das London National Symphony Orchestra. Außerdem gehören mehrere Musiker zur Crew, die schon mit Benny Andersson, Björn Ulvaeus, Agnetha Fältskog und Anni-Frid Lyngstad aufgetreten sind. Seit 2001 lassen sie rund um den Erdball die 70er Jahre wieder auferstehen – vor ausverkauften Häusern.

34 Jahre und 400 Millionen verkaufte Tonträger nach dem Grandprix-Sieg der Schweden sind Abba plötzlich wieder überall präsent – im Kino („Mamma Mia!“ mit Pierce Brosnan und Meryl Streep spielte weltweit 568 Millionen Dollar ein), auf den Musical-Bühnen und in den Konzerthallen. Warum nur? Was versetzt Karo-Hemden und Regenbogenfrauen immer noch derart in Verzückung?

„Naja, an den Texten kann es nicht liegen“, sagt Katja alias Frida. „Haben Sie sich den Text von ,Honey Honey' schon mal genau angehört? Der ist richtig schmutzig. Da heißt es: ,I feel like I wanna sing when you do your thing.’ Und dabei tut Frida so, als würde sie über Blümchen singen.“

Die Songs sind ehrlich, und das merkt man

Camilla, die auf der Bühne Agnetha verkörpert, glaubt eher an eine Sehnsucht, die von der Musik genährt wird. „Abba – das ist ein Sommer in Schweden und die Sonne scheint. Das ist Romantik, eine Ferien-Insel, ein Traum, an dem die Menschen teilhaben wollen – damals wie heute“, sagt sie.

Orchester-Leiter Matthew Freeman hingegen beschwört vergangene Werte: „In den 70ern haben noch die Menschen Musik gemacht, nicht die Computer. Die Musik war unkontrolliert, nicht durchgeregelt wie heute. Songs waren eine ehrliche Sache, sie hatten Energie, und die spürt man bis heute.“ Abba-Veteran und Saxofonist Ulf Andersson bringt schließlich auf den Punkt, was alle meinen: „Es ist eben Pop-Musik von hoher Qualität. Anders ist das alles doch nicht zu erklären.“

Natalie Kettinger

„Abba – The Show“, Olympiahalle München, 16. Januar, Tickets ab 53.50 Euro

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