Tschingis Aitmatow - der Vater des Leoparden - ist tot

Mit seinen Romanen war er schon zu Sowjetzeiten weltberühmt geworden, mit seiner Gesellschaftskritik ein geistiger Wegbereiter der Perestrojka. Am Dienstag ist der Schriftsteller Tschingis Aitmatow mit 79 Jahren in Nürnberg gestorben.
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Mit seinen Romanen war er schon zu Sowjetzeiten weltberühmt geworden, mit seiner Gesellschaftskritik ein geistiger Wegbereiter der Perestrojka. Am Dienstag ist der Schriftsteller Tschingis Aitmatow mit 79 Jahren in Nürnberg gestorben.

Mit „Dshamilija“ war der kirgisische Schriftsteller Tschingis Aitmatow 1958 international berühmt geworden, der französische Surrealist Louis Aragon hatte die Novelle als „schönste Liebesgeschichte der Welt“ empfohlen. Am Dienstag ist Aitmatow mit 79 Jahren im Beisein seiner Familie in einem Krankenhaus in Nürnberg an einer Lungenentzündung gestorben. Er war aus einer kirgisischen Klinik nach Nürnberg gebracht worden. Bis März war Aitmatow noch Botschafter Kirgistans in Belgien, Luxemburg und den Niederlanden.

Mehr als 20 Bücher sind auch auf Deutsch erschienen. Der am 12. Dezember 1928 im Talas-Tal geborene Autor war in der Ex-Sowjetunion besonders beliebt. Für seine „Erzählungen der Berge und Steppen“ (1963) und „Abschied von Gülsary“ (1966) erhielt er höchste Preise. In den 70er Jahren emanzipierte sich sein Erzählstil von der staatlich propagierten Poetik des Sozialistischen Realismus. Aitmatow arbeitete mythische Zitate aus kirgisischen Epen ein, die dem Leser eine faszinierend fremde Welt und zugleich den Zugang zu ethischen Fragen erschlossen.

Auch in „Der weiße Dampfer“ (1970) behandelte er soziale Konflikte, die oft im Alltag der Landbevölkerung Kirgistans angesiedelt waren. Themen waren die Macht des Staates über den Einzelnen oder des Menschen über die Natur. Mit „Der Richtplatz“ war er 1987 Stargast auf der Frankfurter Buchmesse. Der Roman förderte die geistige Perestrojka in der Sowjetunion und DDR. Mit den sowjetischen Behörden hatte sich Aitmatow aber nie überworfen, machte sogar politische Karriere. 1998 erschien bei uns der autobiografische Band „Kindheit in Kirgisien“ und 2007 der sozialkritische Roman „Der Schneeleopard“.

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