Tröstend tiefblaue Musik-Mystik
Der Jazz-Trompeter Lorenz Raab aus Wien spielt mit seinem Trio Bleu in der Unterfahrt
Er ist zu beneiden. Weil Lorenz Raab als erster Trompeter der Wiener Volksoper ein geregeltes Einkommen nach Hause bringt, steht er mit diversen Nebenbetätigungen kaum unter Erfolgsdruck. Schön für Raab: Der Blechbläser wird abseits des Brotjobs gefeiert und als einer der führenden Köpfe der Wiener Jazz-Szene gehandelt.
Seine Musik mag von der Tatsache profitieren, dass der heute 35-Jährige immer schon schnell umschalten können musste. Das war bei frühen Sessions in der vielschichtigen Musik-Weltstadt Wien so und ist in seiner täglichen Arbeit eine der Grund-Voraussetzungen: „Wir sind an der Wiener Volksoper ein Vier-Sparten-Haus und spielen zu etwa gleichen Teilen Oper, Operette, Ballett und Musical.“ Was sich Raab bei der Hauptarbeit solistisch versagen muss, fließt dann in eigene, stilistisch oft nicht greifbare, aber höchst spannende Projekte wie seine :XY Band, in der die Trompete mit einer elektrisch modifizierten, oft gemeingefährlich tönenden Zither, zwei Bässen und Schlagzeug gemeinsame Sache macht. Wer die Besetzung der Gruppe liest, mag ein ausgeklügeltes Konzept dahinter vermuten, doch das Meiste entsteht im spielerischen Umgang miteinander. „Eigentlich wollten wir in der :XY Band leise, fast kammermusikalische Grooves spielen. Das haben wir nicht umgesetzt“, sagt Raab.
Tuba oder Hackbrett?
Auch sein Trio Bleu weicht von Vorüberlegungen ab und vertraut einfach darauf, dass sich die Musiker vor der Gründung ihres Dreiers schon gut kannten. „Es ging einfach ums Jammen und Probieren. Und der Ali Angerer kam dann zur Probe nicht nur mit der Tuba, sondern auch gleich mit dem Hackbrett an.“
Raab und Angerer machen zusammen mit dem Schlagzeuger und Percussionisten Rainer Deixler seit zehn Jahren eine fast mystisch angehauchte, tief blaue Musik, die oft verloren durch Raum und Zeit zu treiben scheint, die über Genre-Grenzen hinweg schwebt, die mal tröstlich, mal unterschwellig bedrohlich klingt, dann aber wieder fast feixende, freitonale Passagen enthält. Lorenz Raab: „Das Suchen geht immer weiter.“
Ssirus W. Pakzad
Unterfahrt, Einsteinstraße 42, 12. Januar, 21 Uhr. Eintritt 15/ 7,50 Euro, Tel. 4482794
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