Trauer um John Updike
New York (dpa) - Der Tod des Schriftstellers John Updike hat in literarischen Kreisen und unter seinen Lesern in aller Welt Trauer ausgelöst. Der zweifache Pulitzer-Preisträger war am Dienstag im Alter von 76 Jahren an einem Lungenkrebsleiden gestorben.
Sein Kollege Philip Roth würdigte ihn laut «New York Times» vom Mittwoch als «nationales Kulturgut»: «John Updike ist der größte Literat unserer Zeit, als Literaturkritiker und Essayist ebenso brillant wie als Romancier und Autor von Kurzgeschichten.»
Der Chefredakteur der renommierten Literaturzeitschrift «The New Yorker», David Remnick, würdigte Updike als «einen der allergrößten Schriftsteller der Welt». Der Autor hatte seine brillante Karriere 1954 mit Geschichten für das Magazin begonnen und in fünf Jahrzehnten mehr als 862 Beiträge geliefert. Außerdem veröffentlichte er etwa 60 Bücher, Romane, Bände mit Kurzgeschichten und Gedichten. Zu seinen berühmtesten Werken gehören die fünf Rabbit-Romane von «Hasenherz» 1960 bis zu «Rabbit, eine Rückkehr» 2002. Updike galt seit langem als Anwärter für den Literaturnobelpreis.
Kritiker der «New York Times» verglichen seine bildliche Imagination mit der eines Kunststudenten, sein sozialkritisches Auge mit dem eines Journalisten und seine Gabe, sich in Metaphern auszudrücken, mit der eines Dichters.
Der Literaturkritiker Hellmuth Karasek würdigte Updike als großen Chronisten der amerikanischen Vorstädte. Bei der Vergabe des Literaturnobelpreises sei der Autor sträflich übergangen worden, sagte Karasek im Deutschlandradio Kultur. Dabei gehöre Updike wie sein Kollege Roth zu den großen Stimmen des amerikanischen Realismus.
In mehr als 20 Romanen hatte Updike ein meisterhaftes Porträt der Mittelstandsgesellschaft entworfen. Satirisch, aber nie hämisch deckte er ihre Lebenslügen auf und schaute hinter die Fassade. Liebe und Leidenschaft, Untreue und Verrat, Sex und Ehebruch - das waren die Themen, die er mit unnachahmlicher Beobachtungsgabe erzählte.
Zu seinen bekanntesten Werken neben den Rabbit-Romanen gehört «Die Hexen von Eastwick», das 1987 mit Jack Nicholson, Susan Sarandon, Cher und Michelle Pfeiffer hochkarätig verfilmt wurde. Sein Kollege Nicholson Baker war so fasziniert von Updikes elegantem Stil und spritzigen Intellekt, dass er ihm 1991 ein Buch widmete: «U and I».
Manche Autoren meinten jedoch, dass Updike mit seinem großartigen Stil nur einen Mangel an inhaltlicher Substanz zu verbergen versuche. Suspekt machte ihn in den Augen weniger erfolgreicher Literaten auch, dass er vom Schreiben leben konnte - und zwar gut.
Updike kam am 18. März 1932 als Sohn eines Mathematiklehrers und seiner künstlerisch ambitionierten Frau im ländlichen Pennsylvania zur Welt. Seine Begeisterung für den Baseball-Star Ted Williams und die Liebe zum Meer zogen ihn 1957 in die Gegend von Boston, wo er bis zu seinem Tode lebte.
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