Träume nicht, sei es einfach!
Jubel in Berlin: O’Briens „Rocky Horror Show“ wurde von Sam Buntrock aufgepeppt
Reis zu werfen, war verboten, aber dies ist nicht die einzige Neuerung, mit der die „Rocky Horror Show" 35 Jahre nach ihrer Premiere in London nun in aufgepeppter Version ihres Erfinders Richard O'Brien und des Regisseurs Sam Buntrock wieder einmal die Theater erobert. Im Berliner Admiralspalast bewunderte am Freitagabend ein am Ende entfesseltes Publikum die Frische und Zeitlosigkeit des bizarren Science-Fiction-Sex-Musicals.
Nur der nuschelnde Erzähler Martin Semmelrogge blieb ein Fremdkörper (er wird beim Münchner Gastspiel ab 3. März im Deutschen Theater glücklicherweise fehlen).
Ohne Humorverlust in die nächste Generation
Ausschnitte aus B-Movies stimmen ein auf den musikalischen Spaß an der Verführung des mit einer Autopanne im finsteren Wald liegengebliebenden „untadeligen" Spießerpärchens Brad und Janet. Und schon nach wenigen Minuten ist klar: Diese Musical-Leiche lebt, der interaktive Kindergeburtstag – wann spritzt man sonst mit Wasserpistolen im Parkett – geht ohne Humorverlust in die nächste Generation, „The Time Warp" funktioniert.
Mit intelligenter Lichtregie inszeniert Sam Buntrock unter dem Gejohle des teils bestrapsten Premiere-Publikums frivole Schattenriss-Sexszenen, Star der Aufführung aber ist Rob Morton Fowler als Transvestit Frank N. Furter.
Die Show betont das Rockige
Wenn er zu „Sweet Transvestite" die Bühnentreppe herabdonnert, ist Tim Curry nicht länger eine übermächtige und unerreichbare Film-Erinnerung. Die temporeiche und musikalisch das Rockige betonende Show hat dennoch ihren choreographischen Höhepunkt in der leisesten Szene:
Von weißen Federn umhüllt, haucht Fowler „Don’t Dream It, Be it" vor dem lila Theatervorhang – und für einen einzigen Augenblick ist es ganz still im Publikum.
Volker Isfort
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