The Piazzolla Project
Das Artemis Quartett lässt die Herzen der Tangofans höher schlagen.
Schön, wenn Musiker über den Tellerrand blicken und mal U und E nicht so bierernst nehmen. Aber muss es wirklich die 638. Tango-Einspielung sein??? Nach Yo-Yo Ma, Gidon Kremer, Jan Vogler und all den anderen, die unbedingt mal in den verruchten Unterabteilungen ihrer Seele wühlen wollten, um endlich ganz legal ein paar Schmutzpartikel auf die Saiten zu legen?
Doch man muss gestehen: Gut, dass der Cellist Eckart Runge seine Crew, das Artemis Quartett, zu Piazzolla verknackt hat. Denn die gerne mal unterkühlten, fast überanalytisch ans Werk gehenden Kammermusiker haben Feuer gefangen. Das lodert – typisch Artemis – mit blauer Eis-Flamme.
Aber selbst die Akribie, mit der die lässig gezogenen Tangodehner zelebriert werden, hat noch etwas Prickelndes. Dass Piazzolla neben Geige und Klavier (hier kommt Jacques Ammon dazu) eigentlich Bandoneon, Gitarre und Kontrabass vorsieht, tut der Wirkung übrigens keinen Abbruch.
Und wenn aus der verkommenen Bar in Buenos Aires ein Existenzialisten-Café geworden ist, dann könnte das sogar im Sinne des genialen Bach-Verehrers Astor sein (Virgin).
Christa Sigg
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