Taskete! Schlagzeuger der Sportfreunde Stiller gründet Zwei-Mann-Band
München - Obacht! Das bedeutet der japanische Ausruf „Taskete!“. Und diese Warnung schien Flo Weber, dem Schlagzeuger der Sportfreunde Stiller, ein passender Name zu sein für das neue, krachend rockige Duo, das er mit Aren Emirze gegründet hat. Der Frankfurter Gitarrist und Sänger war zuvor unter anderem Anführer der Noiserock-Band Harmful. Jetzt ist ihr gemeinsames Debütalbum erschienen.
AZ: Herr Weber, Taskete! ist die kleinstmögliche Variante einer Band: Sie spielen zu zweit. Wie ist das?
FLO WEBER: Musikalisch ist das ein großer Vorteil, wenn man gleich tickt und die gleiche Energie hat. Aber bei organisatorischen Entscheidungen wäre oft eine dritte Meinung hilfreich – vor allem, wenn man nicht einer Meinung ist.
Haben Sie keinen Manager, der diese dritte Meinung einbringen könnte?
Nein. Wir haben Taskete! als flotte Idee begonnen, und durch Eigendynamik und Vorwärtsdrang ist alles schneller gegangen als gedacht. Es war ein Wink des Schicksals, als uns Produzent Moses Schneider anbot, dass wir zu ihm kommen können, wenn wir mal schnell eine Aufnahme brauchen. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass er von Demos gesprochen hat, wir aber gleich das Album aufgenommen haben. Und dann haben wir selber eine Tour gebucht.
Haben Sie die Veranstalter selbst angerufen?
Natürlich. Die Leute kenne ich ja.
Und Sie kümmern sich auch um die ganzen Verträge?
Wenn es bürokratisch wird, wird es fremd für mich. Aber es hilft ja nichts. Bei manchen Veranstaltern reicht ein Handschlag, andere machen lieber einen Vertrag, was auch okay ist. Aber wenn es erfolgreich und ein größeres Projekt wird, ist man schon sehr froh, wenn einem das jemand abnimmt, der Ahnung hat.
Ist nicht angedacht, dass Taskete! ein größeres Projekt wird?
In erster Linie geht es mal um den Spaß, es geht darum, in der Sportfreunde-freien Zeit auf die Pauke zu hauen. Das ist kein großer, kommerzieller Rundumschlag, ich weiß nicht, ob die Musik so zugänglich ist. Wir haben schon ein paar Ohrwürmer. Aber einige Radiosender sagen, das ist zu hart und andere sagen, das ist zu poppig.
Wie sind Sie zusammengekommen?
Aren und ich kannten uns von zwei Treffen. Beim ersten 2003 hat er gesagt: Eure Musik ist Mist, aber ihr seid super Typen. Mir ist es lieber, wenn jemand uns als Typen gut findet als unsere Musik. Ich war schon immer Fan seiner Band Harmful, und irgendwann hat er mich angerufen und gesagt, dass er einen Schlagzeuger braucht. Ich habe ihm ein paar aufgezählt, aber er sagte: Nein, ich meine Dich! Damit hatte ich nicht gerechnet, da er ja unsere Musik nicht mag. Wir haben es dann einmal probiert – bumm, super Energie. Dann habe ich das Harmful-Album mit eingespielt und war mit auf Tour, das war toll. Aren ist ein Hammergitarrist, nimmt’s aber auch nicht so genau. Hauptsache es kracht und scheppert – das vereint uns.
Ein Festival, auf dem sie mit Taskete! spielen wollten, ist ausgefallen. Bei anderen Konzerten treten Sie als Support Act auf. Wie ist es für Sie, wieder von unten anzufangen?
Das ist für mich das Selbstverständlichste, weil ich fünf Jahre lang mit den Sportfreunden nichts anderes gemacht habe, als in leeren Clubs zu spielen. Da waren oft mehr Leute auf der Bühne als im Publikum. Und die beiden im Publikum standen auf der Gästeliste. Ich habe auf Bühnen geschlafen und in Kellern. Das gab’s natürlich lange nicht mehr und ich habe es gemerkt, als ich mein Schlagzeug aufbauen musste und mich gefragt habe, wo ein bestimmtes Teil hingehört. Aber mir ist es nicht zu blöd, alles selber zu schleppen und aufzubauen.
Wann geht es mit den Sportfreunde weiter?
Es steht fest, dass wir wieder loslegen werden, aber noch nicht wann. Ein Bandmitglied hatte eine schwerere Verletzung, die er noch auskurieren muss. Nach der langen Zeit müssen wir uns mal zusammensetzen, ein Bier aufmachen und darüber reden, wie es weiter geht.
Haben Sie mit den Sportfreunden gerade noch die letzte Zeit miterlebt, als Musiker Geld verdienen konnten?
Wir haben noch den haptischen Verkauf miterlebt, am Streamen verdienen Bands nichts. Sie bestreiten heute durch Konzerteinnahmen ihr Leben. Deshalb sind viel mehr Bands unterwegs. Man denkt: Herrgott, ist der schon wieder auf Tour? Früher gab es ein stillschweigendes Abkommen: Wenn die einen unterwegs sind, halten die anderen sich zurück. Heute versuchen alle, durch Konzerte zu verdienen, weil der Verkauf von Musik nichts mehr abwirft – was ich anprangere. Ich habe etwas dagegen, dass beim Streamen nichts für den Künstler hängen bleibt. Ich gehe ja auch nicht zum Bäcker und sage: Hier hast Du einen Fünfer, und dafür nehme ich einen Monat lang mit, was ich brauche. Aber damit stehe ich relativ allein da.
Dabei ist Ihr Argument unwiderlegbar. Wieso machen Musiker bei all dem mit?
Weil Streamen ein Werbemittel für ihre Live-Auftritte ist. Findet man beim Streamen nicht statt, beraubt man sich einer wichtigen Werbeplattform für eigene Konzerte. Und die großen drei Plattenlabels füllen sich in Kooperation mit den Streamingportalen ihre Taschen, weil sie damals bei den Downloads gepennt haben. Das Streamen ist für sie jetzt das goldene Kalb.
Ich bin für eine transparente und faire Vergütung für die Künstler. Aber vielleicht müssen die großen Labels ihre Kassen ausgleichen. Offenbar geht’s ihnen im Vergleich zu früher nicht so gut. In unseren Anfangsjahren mit den Sportfreunden war es kein Problem, für einen Videodreh auf dem Teide in Teneriffa einen Kran in 3000 Meter Höhe zu karren. Gebraucht haben wir ihn nicht, aber er war da. Heutzutage sagen die Leute von den Plattenfirmen: Wir bräuchten Stühle für den Dreh – könnt ihr Stühle mitbringen?
Das Album „Taskete!“ ist bei Millaphon erschienen. Das Duo stellt es am 16. November im Milla vor, 20 Uhr, Karten unter milla-club.de, Tel. 54818181 und an weiteren Vorverkaufsstellen.
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