Tarquin Halls Romandebüt: Kritische Spurensuche
„Die verschwundene Dienerin“: Tarquin Halls Indien-Krimi ist eine spannende Sozialstudie.
Er selbst hält sich für Hercule Poirot von Neu-Delhi. Dass er von allen nur Dicker genannt wird, kratzt den eitlen Detektiv Vish Puri nicht. Zu weit geht aber, dass seine Frau ihm die geliebten Chili-Pakoras verbietet. Viel gefährlicher als alles Fett und Cholesterin sind ohnehin die Kugeln, die Vish Puri schon bald um die Ohren fliegen. Zeit, sich darum zu kümmern, hat er nicht. Ein Anwalt soll sein verschwundenes Hausmädchen ermordet haben und beauftragt Puri, seine Unschuld zu beweisen.
Dem britische Journalist Tarquin Hall (40) ist mit seinem Romandebüt „Die verschwundene Dienerin“ ein spannender Krimi gelungen, der sich viel Zeit nimmt bei der Beschreibung der bunten Vielfalt des indischen Lebens, des archaischen Kastenwesens und der sozialen Ungerechtigkeiten. Hall ist mit einer Inderin verheiratet und lebt abwechselnd in London und Delhi. Sein Detektiv, mindestens so rechtschaffen wie eitel, kämpft gegen korrupte Beamte, weiß ihre Bestechlichkeit und Hierarchiegläubigkeit aber auch aufs Vortrefflichste für sich zu nutzen.
Eigentlich sind es drei Falle, die es in „Die verschwundene Dienerin“ zu lösen gilt. Die Suche nach dem Hausmädchens nimmt dabei die größte Aufmerksamkeit ein. Aber auch den Auftrag eines einflussreichen Ex-Generals kann Puri nicht ablehnen. Der möchte von ihm einen Beweis dafür, dass der Zukünftige seiner Enkelin ein dunkles Geheimnis hat. Um den Attentäter, der es auf Puri abgesehen hat, kümmert sich gleich „Mummy“ – auch wenn Puri das gehörig auf die Nerven geht.
aka
Der Krimi erschien im Heyne Verlag (380 S., 8,95 Euro). Die heutige Lesung im Restaurant Krishna ist ausverkauft
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