Tannöd: Mit dem Erfolg kam der Plagiats-Vorwurf
„Spätestens der zweite Krimipreis führt die Vorwürfe ad absurdum“, sagt Andrea Maria Schenkel, Autorin der Bestseller „Tannöd“ und „Kalteis“. Doch jetzt ziehen dunkle Wolken auf.
MÜNCHEN Seit einigen Monaten muss sich die Regensburgerin mit einem Plagiatsvorwurf des Kollegen Peter Leuschner auseinandersetzen. Es wird in Zweifel gezogen, ob die 45-Jährige alle Ideen wirklich selber hatte. Am 20. Februar trifft man sich vor Gericht. Es geht um eine halbe Million Euro.
Leuschner wirft Schenkel vor, Tannöd sei passagenweise fast wörtlich aus seinen Büchern „Hinterkaifeck. Deutschlands geheimnisvollster Mordfall“ (1978) und „Der Mordfall Hinterkaifeck“ (1997) abgeschrieben. Dagegen wird von Schenkel und ihrem Verlag argumentiert, Leuschner habe ein dokumentarisches Sachbuch verfasst, Schenkel aber ein literarisches Kunstwerk geschaffen. Die historischen Fakten seien überall nachzulesen und auch urheberrechtlich nicht geschützt. Leuschner aber verwendet in seinen Büchern auch fiktive Passagen, der Fall scheint so eindeutig nicht zu sein.
Will der Kläger am finanziellen Erfolg teilhaben?
„Warum hat Herr Leuschner erst ein Jahr nachdem ich ihm das Buch überreicht habe, seine Klage eingereicht“, fragt sich die Oberpfälzerin. Das Buch sei doch nicht so umfangreich. „Er hätte es doch schon vorher zumindest querlesen können.“ Für sie und ihren Verlag Edition Nautilus liegt der Verdacht nahe, dass Leuschner am großen Erfolg finanziell teilhaben wolle. Schenkel: „Was mich nur wundert, ist dass ihm das so plötzlich eingefallen ist. Und zwar in dem Moment, als Tannöd auf Platz 1 kletterte.“
Peter Leuschner wollte zu diesem Vorwurf auf AZ-Anfrage nichts sagen. „Zu dem laufenden Verfahren werde ich mich nicht mehr äußern.“
Vorbei mit der Höflichkeit
Die beiden Autoren kennen sich. „Ich bin im April 2006 mit dem Buch bei ihm gewesen“, berichtet Schenkel. Warum? „Das war ein Akt der Höflichkeit.“ Doch spätesten seitdem Leuschner Klage erhoben hat, ist es mit der Höflichkeit und der „angenehmen Atmosphäre“ zwischen den beiden vorbei.
John Schneider
- Themen: