Talkshow mit dem Killer

Die Uraufführung von Jörg Albrechts „Lass mich dein Leben leben“ im Werkraum
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Die Uraufführung von Jörg Albrechts „Lass mich dein Leben leben“ im Werkraum

Videokameras sind im täglichen Leben allgegenwärtig - in U-Bahnen, Flughäfen, Supermärkten und auf öffentlichen Plätzen. Die Frage, wie die Rundum-Überwachung sich auf das Verhalten der Bürger auswirkt, stellt der 27-jährige Jörg Albrecht in seinem Stück „Lass mich dein Leben leben. Dirty Control 2“, dessen Uraufführung Roger Vontobel im Werkraum der Kammerspiele als parodistischen Trash inszenierte.

Albrecht setzt die Überwachungskameras mit der Kamera einer Horrorfilms gleich und stellt dieses Genre nach dem Vorbild des Horror-B-Movie-Double-Features „Grindhouse“ von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez auf der Bühne nach. Im ersten Teil dreht eine abgewrackte Filmcrew einen Zombiefilm – und wird vom Sujet eingeholt.

Regisseur Vontobel und sein spiellauniges Ensemble greifen voll in schrille Klischees: Der dämliche Held Cody (Lasse Myhr) schnupft Kokain und vögelt den Blond-Star Stella (Tanja Schleiff), der Effekte-Spezialist (René Dumont) parliert mit italienischem Akzent, die durchblickende Maskenbildnerin (Tabea Bettin) verbrüdert sich mit dem Kameramann (Oliver Mallison), und die maskuline Regisseurin (Sebastian Weber mit falschem Busen) treibt zur Arbeit. Welchen Bezug das aber zu der vorher auf einer Wand aus 33 Monitoren (Bühne: Claudia Rohner) gezeigten Videosequenz vom Tod einer Psychiatriepatientin im Klinik-Wartezimmer hat, bleibt völlig offen.

Im zweiten Teil (dazwischen gibt’s Popcorn auch fürs Publikum) stürmt eine Teenie-Gruppe in den Kinosaal, um „Halloween“ zu sehen – und einer nach dem andern wird selbst abgemetzelt vom vermummten Slasher, der seine Morde filmt. Sehr komisch und schräg ist die eingeschobene Talkshow, in der Scream Queen Jamie Lee Curtis (Tanja Schleiff) im Aerobic-Outfit (Kostüme: Eva Martin) den maskierten „Halloween“-Killer Michael Myers (Oliver Mallison) befragt.

Der Autor hat sich zum Thema Überwachung enorm viel Theorie angelesen (zum Glück ist viel gekürzt). Aber Bühnen-Action und Essay-Phrasen treten nicht in einen Diskurs. Alles bleibt Behauptung und Zitat, nichts führt erhellend darüber hinaus. Auch nicht die Schlussfrage: „Wenn alle, die leben, komplett abgefilmt werden – wäre das Freiheit?“Gabriella Lorenz

Aufführungen: 28. März, 6., 29. April, 20 Uhr, Tel.23396600

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