Sumpfiger Sound aus dem Delta und schnurrender Swing mit Witz
Dr. John und der Bassist Ron Carter eröffnen den "Jazz Sommer" im Bayerischen Hof
Zum Auftakt des „Jazz Sommers“ im Bayerischen Hof erinnerte die feuchtwarme Luft im übervollen Festsaal des Hauses an das tropische Klima im Mississippi-Delta, und der Sound war so sumpfig wie die Bayous Louisianas. Echtes New Orleans-Feeling wollte sich trotzdem nicht recht einstellen beim Auftritt von Dr. John & The Lower 911.
Dabei entsprach die musikalische Melange durchaus dem Kulturenmix dieser geheimnisvollen Metropole, die manch einer als nördlichsten Ableger der Karibik empfindet: Rhythm & Blues, Funk, Soul, Blues, Jazz – alles da. Einzig der Zauber, den man mit der Musik der vom Hurricane Katrina gefluteten Stadt verbindet, fehlte.
Man konnte sich von Mac Rebennack, so heißt der Doktor bürgerlich, durchaus nett unterhalten lassen, von seiner knarzigen Charakterstimme, seinem urigen Klavierspiel. Aber von der einstigen Magie des bald 70-Jährigen war wenig übrig. Vielleicht hat er beim letzten Voodoo-Ritual ein paar Tropfen Hühnerblut zu wenig geopfert.
Ein Stockwerk tiefer spielte später das „Golden Striker Trio“ des legendären Bassisten Ron Carter auf. Für den Dreier hat er sich mit dem Gitarristen Russell Malone und dem Pianisten Mulgrew Miller zusammen getan. Gemeinsam schnurrte man sich dezent, elegant, mitunter prächtig swingend durch ein Programm, das manchmal delikate, unverschämt gewitzte Momente entwickelte – ohne aber die großen Emotionen beim Publikum auslösen zu können.
Ssirus W. Pakzad
„Jazz Sommer“- Konzerte im Bayerischen Hof (Nightclub, jeweils 21 Uhr): Freitag: Trilok Gurtu Band, Samstag: Brooklyn Funk Essentials, Sonntag: Manolito Simonet y su Trabuco
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