Suchers Leidenschaften für Kinder: Die Schneekönigin
Gleich zu Beginn stellt er klar: „Ich bin nicht der Märchenonkel!“ Dabei stellt C. Bernd Sucher morgen, Samstag, Andersens „Schneekönigin“ vor. In diesen Dingen ist er ein Star: „Suchers Leidenschaften“ – eine Art Literaturshow, die sich von München über Wien, Zürich bis nach Hamburg ausgebreitet hat – gibt es seit 15 Jahren mit über 100 Themen. „Ich wollte ursprünglich nur eine Saison für die Literatur des 20. Jahrhunderts begeistern. Jetzt will ich zurückgehen bis zu den ,Nibelungen’“: ein Großprojekt, aber Bescheidenheit ist nicht Suchers Sache und der Erfolg gibt ihm Recht.
Etwas für Lesefüchse und die, die es werden könnten
Jetzt aber will der Feuilletonist der Sache noch einen anderen Dreh geben: nicht nur als bereits gewohnte komprimierte Fernsehaufzeichnug aus dem Schlachthof oder im Internet als BR-Podcast „Suchers Leidenschaften radikal“. „Ich war beim Festakt der ,Lesefüchse’, wo es darum geht, Kindern, die sonst wenig mit Litertur in Berührung kommen, Literatur als Erlebnis zu zeigen. Ich habe da beschlossen, neben meiner Erwachsenenserie etwas für Kinder zu machen.“ Ist es ein Unterschied, ob man Bildungsbürger vor sich hat oder Kinder? „Es stimmt nicht, dass Kinder weniger konzentriert sind“, hat Sucher die Erfahrung gemacht: „ Und ich binde die Kinder mit fragen ein – bei Andersen zum Beispiel: Was ist die Hauptstadt von Dänemark? Von Kindern bekommt man wunderbare Antworten. Ich habe zu einer Weihnachtsgeschichte gefragt: ,Was ist ein Rentier?’ Die Antwort: ,Ein Reh im Norden!’ Und wenn einer zu laut ist und sich meldet, sage ich einfach: ,Von Dir will ich die Antwort jetzt nicht wissen, du bist mir zu laut.’ – und nehme einen anderen dran. Dann klappt das schon mit der Disziplin.“
In 40 Minuten der ganze Bogen
40 Minuten nimmt sich Sucher Zeit für eine Lektüre. Und das Format ist puristisch – keine Bilder, keine Einblendungen, „nur ich und ein Schauspielschüler der Theaterakademie“, der die Originalpassagen szenisch liest. Morgen ist Hans Christian Andersens „Schneekönigin“ dran, deren witzig verzerrte version als „Eiskönigin“ gerade als Disneyfilm im Kino ist und auf der Bühne im Residenztheater. Auch hier hat Sucher schon Literatur vorgestellt: „Aber es geht mir darum, nicht nur Kinder aus gebildeten haushalten zu erreichen. ich hoffe jetzt, dass ins Künstlerhaus Kinder aus allen Schichten kommen und dass ich mit der Leiterin und dem Kulturreferat auch noch Sponsoren finde, die für Kinder karten bezahlen. Ich selbst mache das, auch wenn das Wort abgedroschen und eitel klingt, als ,Charity’“. Aber besteht nciht die Gefahr, das die Kinder - und erwachsenen – nach seinen Literaturerzählungen das original gar nicht mehr Lesen wollen? „Nein, bei einem meiner letzten ,Leidenschaften’ hat ein achtjähriger Junge mich um meine Zettel gebeten, damit er das noch einmal anderen vorlesen kann...“ Das ist doch ein rührender Multiplikationseffekt. Und Sucher geht es nicht nur um einen Bildungskanon für Kinder, sondern generell um wichtige Themen.
Und wenn der Prinz einen Prinzen heiraten will?
Da stellt er auch einmal den unbekannteren Text „König und König“ vor, indem ein Prinz keine Prinzessin heiraten will, sondern einen anderen Prinzen... „Bei mir bleibt im Buch ein Neger ein neger“, sagt Sucher, der politische Korrektheit verfehlt findet: „Man kann einem Kind ja sagen, dass man das aber zu einem Schwarzen nciht sagt. Aber in die Literaturtexte eingreifen, das ist Schwachsinn...“
Samstag, 1.2., 16 Uhr, Künstlerhaus, Lenbachplatz beim Stachus: „Suchers Leidenschaften für Kinder: Hans Christian Andersen – Die Schneekönigin", 8 Euro, 59918414
- Themen:
- Karlsplatz (Stachus)
- Residenztheater