Struppi, Valentino, die Rogers und Astaire

Alles drin, was einen rührenden Film ausmacht: „The Artist”
Adrian Prechtel |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Er ist der Haudegen des amerikanischen Filmgeschäfts: Produzent und Verleiher Harvey Weinstein. In Cannes, bei den Filmfestspielen, kaufte der Mann mit dem Oscar-Riecher einen französischen Schwarz-Weiß-Film, der auch noch zu einer guten Hälfte stumm mit klassischer Filmorchestermusik ist und letztlich eine Geschichte erzählt, wie sie vor 90 Jahren Chaplin abgedreht hätte. Selbst die Rolle des treuen Struppi-Hundes glaubt man schon in Stummfilmen gesehen zu haben. „Wenn der Film nicht funktioniert, kommen wir alle ins Irrenhaus”, sagte Weinstein – doppeldeutig. Denn einerseits steckt darin die Aussage: Wer diesen Film nicht mag, ist irre. Andererseits hört man das hohe Risiko heraus, dass der Film – wegen seiner völlig aus der Zeit gefallenen Art – nicht funktionieren könnte.

Jetzt, Monate später, hat „The Artist” schon bei den Golden Globes abgeräumt, geht mit zehn Oscarnominierungen in die Gala am 26. Februar und er wird im Kino funktionieren, denn er ist nur in der Form ungewöhnlich, ansonsten rührend-konventionell.

Erzählt wird das Leben eines glamourösen Filmstars in klassischer Dramaturgie: Ruhm, Krise, Absturz, Happy End, gewürzt mit der Liebesgeschichte zu einer jungen Frau aus einfachen Verhältnissen, die durch ihn – gegenläufig zu seinem Niedergang – emanzipiert den Sprung zum Starsein schafft. Tiere ziehen beim Publikum immer, und der pfiffige Jack-Russell-Terrier Uggie ist perfekt dressiert bei seinem lebensrettenden Einsatz.

Der witzig gewagte Grundgag des Regisseurs und Drehbuchautors Michel Hazanavicius (siehe Interview Seite 18) bleibt aber, einen Rudolph-Valentino-Stummfilmstar-Typen am Sprung in den Tonfilm scheitern zu lassen. Und diesen Moment intelligent zu nutzen und gegenläufig den Film jetzt zum Stummfilm zu machen.
In all das kann man rührende Nostalgie legen. Und wenn am Ende der Star, den der französische Schaupieler und Komödiant Jean Dujardin so galant verkörpert, sich als Fred-Astaire-Figur wieder zu Leben, Liebe und Erfolg tanzt, bleibt kein Zuschauerauge trocken. Und was die Oscars anbelangt: In der Film-Academy liebt man natürlich Selbstreflexionen über die Zauberwelt des Films.

Kino: Isabella, Rio, Münchner Freiheit, Mathäser, Monopol, City, Eldorado und Cinema (OV)
B&R: Michel Hazanavicius (F, 99 Min.)

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.