Stirbt der „Scheibenwischer“?
Genug gewischt: Bruno Jonas wird den Scheibenwischer verlassen. Bahnt sich eine Kabarettisten-Flucht an? Zuvor verließen bereits Georg Schramm und Richard Rogler die ARD-Sendung. Was nun aus dem Format wird, ist die Frage. Möglicherweise wird es eine ganz neue Gestalt bekommen.
Erst Georg Schramm, Mitte Februar dann sein Nachfolger Richard Rogler und jetzt Bruno Jonas. Was ist mit dem „Scheibenwischer“ los, dass ein Kabarettist nach dem anderen die ARD-Sendung verlassen will? Nur noch bis Ende des Jahres will Jonas (55) in der Kabarettreihe auftreten.
An den Quoten liegt’s nicht, die haben sich in der letzten Zeit sogar verbessert. Durchschnittlich 2,37 Millionen Menschen haben die drei vergangenen „Scheibenwischer“-Sendungen im Ersten gesehen. Damit lagen sie nur noch knapp hinter der ZDF-Konkurrenz. „Neues aus der Anstalt“ mit Georg Schramm und Urban Priol hat in den ersten drei Sendungen 2008 durchschnittlich 2,75 Millionen Menschen vor den Bildschirm gelockt.
„Dass eine Sendung, bei der eigentlich alles stimmt, zu einer solchen Baustelle werden kann, wundert uns auch“, sagt BR-Unterhaltungschef Thomas Jansing der AZ. Doch niemand im Sender konnte Bruno Jonas abhalten, an seinem geplanten Jahr Fernsehpause festzuhalten. „Ich habe die Entscheidung letztes Jahr schon getroffen“, erklärt Jonas der AZ, „einfach aus dem Grund, dass ich mal was anderes machen, einen neuen Blickwinkel auf die Dinge gewinnen will. Ich werde mein Programm spielen, werde beim BR weitermachen und ein paar Geschichten aufschreiben, die über die Jahre liegengeblieben sind." Nach dem fernsehfreien Jahr, so Jonas, könnte er durchaus wieder mit einer Sendung ins TV zurückkehren: Er plant, mit dem BR und RBB neue satirische Formate zu entwickeln.
Dass Mathias Richling die Sendung versiert weiterführen wird, da ist sich Jonas sicher. Der 55-Jährige ist als einziger aus dem Gastgeber-Team übrig, das Anfang 2004 die Nachfolge von Dieter Hildebrandt (80) angetreten hat. Jonas, Richling und Schramm hatten damals die Sendung übernommen.
Die große Suche nach einem Jonas-Nachfolger ist noch nicht angelaufen. „Die Frage wird wohl sein, ob der ,Scheibenwischer’ überhaupt seinen Ensemble-Charakter behalten wird“, sagt Jansing. Möglicherweise wird die Sendung eine ganz neue Gestalt bekommen. „Denkbar wären beispielsweise ständige Gäste“, sagt Ralph Kotsch, Sprecher des RBB, der den „Scheibenwischer“ mit dem BR betreut. Ist das das Ende des TV-Formats „Scheibenwischer“?
Nur eines ist sicher: Das Ende des politischen Kabaretts im Ersten bedeutet es nicht. „Wir werden dieses Feld nicht allein dem ZDF überlassen“ sagt Jansing, „sondern weiter in der ersten Liga spielen.“
A. Kahl/M. Stadler
- Themen:
- ZDF