Sternenblut und Sex mit Bruckner
Gasteig: Jun Märkl mit Olivier Messiaens Turangalîla-Symphonie bei den Philharmonikern
Viele seiner Kollegen beschränken sich auf eine effektvolle Klangregie. Sie veredeln blockhafte Wirkungen und edelkitschige Liebeshymnen mit dem Heiligenschein blitzender Orchesterbrillanz. Solche Aufführungen von Olivier Messiaens zehnsätzigem Musikliebesrausch sind nicht die schlechtesten.
Jun Märkl machte es mit den wohldisponierten Münchner Philharmonikern anders. Er betonte nicht das Neue, sondern die Tradition. Seine Tu-rangalîla-Symphonie erinnerte an Gershwin oder die Musik von Leonard Bernstein, der 1949 die Uraufführung in Boston dirigierte. Märkl vermörtelte die Blöcke mit furiosem Tempo und erlaubte dem Pianisten Steven Osborne wildes Donnern. Das elektronische Ondes Martenot vibrierte wie eine Hochdramatische bei Wagner. Sein Messiaen ist nicht nur Bruckner mit Sex, sondern eine Steigerung des zweiten „Tristan“-Akts ins Dionysische.
Die gallische Eleganz der Musik blieb allerdings auf der Strecke. Die überschäumende „Freude des Sternenbluts“ sorgte für rhythmische Kollateralschäden, und die Lautstärke ließe sich auch etwas differenzierter regeln. Eindrucksvoll war’s aber doch.
Robert Braunmüller
Wieder heute, 20 Uhr, und So, 11 Uhr, in der Philharmonie
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