Stadtnomaden auf Zeit
Geschichte und Raum als Kontext und das Konzept der Malerei: Seit Anfang des Jahres ist der Niederländer Bart van der Heide Chef des Münchner Kunstvereins
Erst Mitte Januar kam er aus London nach München: Bart van der Heide ist der neue Direktor des Kunstvereins. Die AZ sprach mit ihm über seine Pläne.
AZ: Herr van der Heide, was hat Sie gereizt, nach München zu kommen?
BART VAN DER HEIDE: Ich fühle mich sehr gut in dieser Stadt – nicht nur, weil ich froh bin, zurück auf dem Kontinent zu sein. Mir gefällt es, wie die Kunst hier Teil der Gesellschaft ist. Es gibt allein vier große Institutionen, die zeitgenössische Kunst zeigen! Und anders als in London geht es weniger um Konkurrenz als vielmehr darum, dem Ausstellungs-Angebot ein weiteres Thema hinzuzufügen.
Worin liegt die Besonderheit des Kunstvereins?
Er hatte in den letzten Jahren eine großartige Position innerhalb Münchens: Er funktioniert als eine Art Schmelztiegel für die Szene, in dem sich internationale Künstler, Studenten und Mäzene treffen.
Was erwartet die Besucher in Zukunft?
Es geht mir um den Dialog von Geschichte und Gegenwart, um die Verbindung von künstlerischer Arbeit und kulturellen Studien.
Was bedeutet das konkret?
Der Kunstverein wurde im frühen 19. Jahrhundert gegründet, als es vor allem Gemälde und Skulpturen gab. Ab 25. März kann man hier nach langer Zeit mal wieder Malerei sehen: Bilder von Silke Otto-Knapp, einer Deutschen, die in London lebt. Es ist meine erste Malerei-Ausstellung überhaupt! Im Vordergrund steht das Konzept der Malerei. Es interessiert mich, inwieweit eine Ausstellung wie ein Rahmen wirkt. Wieweit kann man gehen, und das Resultat noch ein „Bild“ nennen? Danach folgt eine Schau mit Gemälden und Installationen von Ian Kiaer. Generell spielt der Raum als Kontext eine wichtige Rolle. Aber bei meinen ersten Projekten bin auch ich Beobachter; ich will das Publikum besser kennenlernen.
Warum und wann wird der Kunstverein vorübergehend geschlossen?
Das Äußere wurde bereits renoviert, heuer muss das Innere saniert werden, Elektrizität und die Heizung. Voraussichtlich von August bis Dezember wird der Kunstverein geschlossen bleiben. Wir werden mit unterschiedlichen Veranstaltungen zwischen dem öffentlichen Raum, anderen Institutionen und Off Spaces herumziehen – als Stadtnomaden auf Zeit.
Roberta De Righi
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