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Auf der Galopprennbahn Riem lockte das „Energy in the Park“-Festival mit populären Bands wie Reamonn, HIM, Patrice, Madsen, Milow und Revolverheld knapp 11000 feierwütige Fans an
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Auf der Galopprennbahn Riem lockte das „Energy in the Park“-Festival mit populären Bands wie Reamonn, HIM, Patrice, Madsen, Milow und Revolverheld knapp 11000 feierwütige Fans an

Ich werde nie erwachsen, ich bleibe immer jung.“ Ein Satz, so schlicht wie illusorisch. Aber ein passender Einstieg für das „Energy in the Park“-Konzert auf der Galopprennbahn Riem. Gekommen waren 11000 mehrheitlich junge Fans, die sich mit dem Festival auf die Sommerferien einstimmen wollten. Das Angebot klang verlockend: Sieben Bands in sieben Stunden für nur 20 Euro und bei absolutem Traumwetter. Kann da noch etwas schief gehen? Nicht, wenn es nach der um Konsens bemühten Gruppenzusammenstellung des Radiosenders ginge – frei nach deren Motto: „Hit Music Only!“

Den Startschuss gaben die soften Hamburger Deutschrocker Revolverheld; den Jugendjargon bedienen sie konsequent („Mit dir chill'n“), im Taktgefühl hapert es noch. Oder wie erklärt es sich, dass Frontmann Johannes Strate nach einer Schreckensgeschichte („Unser Equipment ging auf der Autobahn auf, ein Wunder, dass niemand gestorben ist“) ansatzlos in den Gute-Laune-Song „Mein Leben ist super“ überleitet? Schwer daneben ging auch die Referenz an Fanta 4: „Was geht“ spornt im Refrain zu Bocksprüngen an, aber Strate verbockt leider die Sprechgesangseinlagen.

40 Minuten souveränen Wellnesspop

Mit stimmlichen Problemen hat Milow nicht zu kämpfen, selbst ein kurzer Tonausfall bringt den kahl geschorenen Belgier mit Münchner Konzertwohnsitz (vier Auftritte in den letzten zwei Jahren) nicht aus dem Konzept. Bevor der Singer-Songwriter nach 40 souveränen Wellnesspop-Minuten den Energy-Stab an Madsen übergibt packt er noch die unvermeidliche „Ayo Technology“-Langversion aus, diesmal ohne Elektro-Einlage und mit einer charmanten Jay-Z-Hommage („99 Problems“).

Nach soviel musikalischer Besinnlichkeit bietet Madsen das richtige Kontrastprogramm. „Wollt ihr mit uns durchdrehen?!“, fragt, nein schreit Sänger Sebastian nach einem stilvollen „Rocky“-Intro in die Menge. Auf diese Ansage lässt Madsen mit witzigen Texten und derbem Schweinerock Taten folgen. Und mittendrin ein ausgelassener Sebastian, der nach seiner schweren Videodreh-Verletzung und abgesagter Tour vor guter Laune nur so überquillt.

Spätestens jetzt heißt es ran an die Getränke, aber bei Preisen von bis zu 5 Euro für einen Durstlöscher ist das Taschengeld bald aufgebraucht. Kurioserweise sorgt ein Sponsor dafür, dass man an Zigaretten gratis rankommt.

Eintrag ins Poesiealbum

In den Umbaupausen lösen sich Werbe-Jingles mit anbiedernd-witzlosen Energy-Moderationsspielchen ab, unterbrochen nur von amüsanten Fanvideos („Ich grüße meinen Vater und meine Mutter – und auch meine Eltern!“) und dem bemühten Einheizer-Auftritt eines Disco-Boy-DJs.

Im zweiten Teil übernehmen dann der fröhlich-krächzende Reggae-Barde Patrice und der finnische Wollmützen-Fetischist Ville Valo die Regie. Während der mies abgemischte „Love Metal“-Sound von HIM die Stimmung empfindlich runterkühlt, setzt der beseelte Mitsing-Stadionrock von Reamonn den richtigen Kuschel-Schlussakkord für einen Abend, der vielleicht nicht in die Musikgeschichte eingeht, aber für einen Eintrag ins Schüler-Poesiealbum locker reicht.

Florian Koch

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