Soutane, hilf!
Martin Puntigam mit seinem neuen Solo „Atomic Wedgie“ in der Lach & Schieß
„Skrupel sind old school“, doziert der Seminarleiter. Denn wenn die Zeiten schlimmer werden, bedeute das nicht, dass es immer auch wieder einmal besser werde. Die Geschäftsidee des Ungustls, den der Österreicher Martin Puntigam mit seinem neuen Kabarettstreich „Atomic Wedgie“ vorstellt, baut auf mangelnde Zuversicht. Unter dem Motto „Angst machen, anschleimen und abkassieren“ vertickt er Survival-Kits für Zeiten, in denen es zu unrentabel sein wird, Stadtviertel voller Arbeitsloser mit teuer ausgebildeten Polizisten zu sichern.
Statt Bürgermeistern werden sich Warlords um die Ordnung kümmern. „So weit ist es natürlich noch nicht. Zumindest nicht so offensichtlich.“ Für eine Flucht empfiehlt er eine Tarnung als Priester. Statistisch gesehen werde im Abendland eher selten auf Geistliche geschossen, unter der Soutane fällt eine schusssichere Weste nicht auf und im Köfferchen ist Platz für ein kleines, aber wirkungsvolles Waffenarsenal.
Zwischendurch gibt er per Handy einer von ihm geschwängerten Abiturientin „Nachhilfe zum Thema Überbevölkerung“ und baut den Schwiegereltern ein monströses Sexspielzeug als Geburtstagsgeschenk.
„Atomic Wedgie“ ist nicht nur ein schmerzhafter Scherz, bei dem die Badehose des Opfers ruckartig hochgezogen wird, sondern apokalyptisches Kabarett: Visionär und mit gnadenlos komischer Häme lüftet Puntigam die nur hauchdünne Decke der Zivilisation.
Mathias Hejny
Münchner Lach- und Schießgesellschaft, bis 13. März, Di – Sa 20 Uhr, Tel. 39 19 97