Sonderschau in Dresden über das Glück

Das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden gibt sich ganz dem Glück hin. Mit Exponaten der Kunst- und Kulturgeschichte, wissenschaftlichen Objekten und zeitgenössischer Kunst soll ein Gefühl greifbar werden.
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Das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden gibt sich ganz dem Glück hin. Mit Exponaten der Kunst- und Kulturgeschichte, wissenschaftlichen Objekten und zeitgenössischer Kunst soll ein Gefühl greifbar werden.

Eine Palisade aus roten Rosen, die betörend duften und spitze Dornen haben, weist im Deutschen Hygiene-Museum Dresden den Weg in einen Garten des Glücks. Die Ausstellung «Glück - welches Glück» (bis 2. November) spürt seit Mittwoch nicht nur dessen Ausformungen von der Antike bis zur Gegenwart nach. «Es ist ein Experimentierfeld», sagte Kuratorin Claudia Banz. Die Schau zeigt rund 400 Objekte von 88 Leihgebern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien, Frankreich und den USA. Darunter sind Werke von Joseph Beuys, Albrecht Dürer, Edvard Munch oder Auguste Rodin ebenso wie kulturhistorische Exponate. Die Schau wurde vom Hygienemuseum und vom Kulturprogramm von Siemens konzipiert.

Für die Suche nach Glück als Grundkonstante des menschlichen Lebens hat der afrikanische Künstler Meschac Gaba sieben Räume zu spezifischen Themen gestaltet, die mit Glück zusammenhängen. Der Rundgang führt von einer Liebeslaube vorbei durch die Welt des Sports und des Hirnkosmos' in einen Raum voll Musik, einen Schönheitssalon und ein Labyrinth aus Glasbausteinen mit Banknoten aus aller Welt bis hin zu Utensilien, die den Menschen in verschiedenen Jahrhunderten Glück verhießen.

Glück hat zwei Seiten: Licht und Schatten

«Glück taucht in vertrauten Konstellationen auf, aber auch in überraschender Gestalt», sagte Kuratorin Banz. Es sei eine sehr paradoxe und komplexe Angelegenheit. «De facto sind wir auch nach 2000 Jahren der Deutungsversuche in Religion und Philosophie nicht viel weiter.» Da sich Glück weder einordnen noch kategorisieren lasse, beschränkten sich die Ausstellungsmacher auf die sieben Themen Liebe, Essen, Sport, Neuronen, Musik, Körper und Fortuna. Der Schwerpunkt liegt auf einer zeitgenössischen Perspektive, wobei klar wird, dass auch Glück zwei Seiten hat: Licht und Schatten. «Zum Bewusstsein des Glücks gehört immer auch die Akzeptanz des Unglücks», sagte Banz. Die Darstellung der Liebe in Rodins «Der Kuss» wird kontrastiert mit Munchs Werk «Eifersucht» - damit soll die Doppeldeutigkeit des Glücks anschaulich gemacht werden. «Wir wollen das Glück nicht erklären, weil wir das nicht können», meinte Banz. Die Gestalter haben daher gewisse Glücksspuren gelegt, um zu zeigen, was individuelle Suche bedeuten kann. «Wir beschäftigen uns mit der Frage des geglückten Lebens und dessen Voraussetzungen, mit politischen Reflexionen, es geht um Ökonomie und Verteilung ebenso wie die Befragung des hedonistischen Glücks.»

«... ich bin ganz durchdrungen von Glück.»

Das Spektrum der Exponate ist groß: Historische Gemälde, Grafiken, antike Skulpturen, Amulette aus dem alten Ägypten und indische Glücks- und Reichtumsgottheiten sind ebenso zu sehen wie Styling- Utensilien verschiedener Epochen bis hin zu Videos, Fotografien, medizinischen Hirn-Modellen und einer Karaokebox. Bilder und Filme dokumentieren Drogenmissbrauch, Autounfälle, Schönheitsoperationen, Extremsportler. Sie zeigen, was Menschen bereit sind zu tun, um irgendwelchen Vorgaben zu entsprechen. Jugendliche sollen so zum Nachdenken anregt werden über die Jagd nach dem schnellen Glück. «Wir wollen keine Antwort geben, was Glück ist und wie man es findet», sagte Banz. Es gehe vielmehr darum, aufnahmebereit für Zustände zu sein, die glücklich machen. Beispiele dafür sind die romantischen Zeilen Prominenter auf dem Boden im Liebespavillon. «Ich will Dich für immer - Tage, Jahre, Ewigkeiten», schrieb etwa Robert Schumann am 14. April 1838 der Pianistin Clara Wieck. Glücklich mit Jean-Paul Sartre schien 1940 auch Schriftstellerin Simone de Beauvoir, als sie bekannte: «... ich bin ganz durchdrungen von Glück.» (Simona Block, dpa)

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