So souverän könnte es in die Zukunft gehen
Die Flucht eines großen Teils des Publikums vor dem letzten Stück des Abends – Debussys „La Mer”, das kurz vor zehn begann – war beschämend. Dabei hatte das französische Programm, auf das sich der zukünftige Philharmoniker-Chef kaprizierte, allenfalls einen Durchhänger: Der Besen des „Zauberlehrlings” von Dukas trieb sein Unwesen reichlich behäbig.
Anstatt hier mit strikt eingehaltenen Tempi die Spannung zu halten, gönnte der Dirigent dem Orchester immer wieder kleine Oasen zum Ausruhen. Doch abgesehen von diesem manierierten Intermezzo ließ sich erneut bestaunen, wie souverän und stilistisch unanfechtbar Lorin Maazel musizieren lässt. Während seiner Zeit als Chefdirigent des Cleveland Orchestra machte er eine kaum beachtete Einspielung von Ravels Ballettmusik „Daphnis et Chloé”. Sie setzt noch immer Maßstäbe.
Und auch in der Philharmonie räumte der Amerikaner aus Paris mit so manchem Vorurteil auf: Peinlich achtete er darauf, dass sich das Orchester allzu nachdrücklichen Glamour verkniff. Ob Debussys „Jeux” oder Ravels „Rapsodie espagnole” – stets stand die rhythmische Struktur im Mittelpunkt. Und auch die Farbenspiele in Debussys „Prélude à l’Après-midi d’un Faune” und Ravels „Ma Mère l’Oye” entwickelten sich natürlich, ohne nebulöse Effekthascherei.
Die Bereitwilligkeit, mit der die bestens disponierten Münchner Philharmoniker auf die Wünsche Maazels reagierten, erstaunte – und lässt für die Zukunft einiges erhoffen.
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