Sex und Lebensenergie
Singt sie, so ist sie ganz bei sich, energetisch und mitreißend. Omara Portuondo flirtete mit dem Publikum, verteilte Küsschen und hauchte „Ich liebe dich”. Die 80-Jährige in ihrem hellblauen Gewand war der unbestrittene Star am Donnerstag in der Gehrlicher Musik-Arena. Die Grand Dame des Cuban Jazz ist nicht nur eine stimmgewaltige Sängerin, sondern auch eine Entertainerin, die mit den alten und jungen Herren auf der Bühne tanzte und schäkerte.
Vom „Buena Vista Social Club”, der 1999 durch Wim Wenders’ Dokumentation weltberühmt wurde, sind nur noch wenige übriggeblieben. Erst am 7. Juli verstarb der Gitarrist Manuel Galbán achtzigjährig an den Folgen eines Herzinfarkts. Deshalb wurde das „Orquesta Buena Vista Social Club” mit jungen Musikern aufgestockt.
Souverän gaben sich der Sänger Carlos Calunga und die hüfteschwingende Idania Valdés, die sich vorerst zurückzogen als Omara Portuondo nach einer Stunde die Bühne unter tosendem Applaus betrat. Als Oldtimern wurden der Trompeter Guajiro Mirabal mit seinem frischen und klaren Sound und Barbarito Torres mit seiner zwölfseitigen Laute bei jedem Solo zurecht vom Publikum gefeiert. Unter der Leitung von Posaunist Jesus Aguaje Ramos spielten sie ihre bekannte Mischung aus Funk, kubanischem Jazz, Cha Cha, Son und Samba.
Wer sich am Donnerstag einen der Sitzplätze ergattert hatte, war selbst schuld. Je näher man der Bühne kam, umso heißer wurde es, umso mehr lag Sex und Lebensenergie in der Luft. So manches Pärchen tanzte die zwei Stunden durch. Bei „Chan Chan” öffneten sich die Türen zum nassen, kalten Deutschland, wo sich die Raucher hinverzogen hatten. Keiner wollte draußen bleiben, als drinnen in Kuba der weltberühmte Hit gespielt wurde. Über zwei Stunden spielte das Ensemble rhythmische Tanzlieder und melancholische Balladen, eine Werkschau kubanischer Musik. Bei der Zugabe „Candela” feuerten die Künstler ihr Publikum an und das wirbelte umher in einem letzten Tanz.
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