Sex in Duchamps Wohnung
Der Münchner Konzeptkünstler Rudolf Herz hat auf der Wiese an Gabelsberger Straße zwischen der Filmhochschule und der Alten Pinakothek die Wohnung nachbauen lassen, in der Marcel Duchamp 1912 für drei Monate lebte. Vor genau 100 Jahren kam der ebenfalls als Konzeptkünstler arbeitende Franzose in der bayerischen Landeshauptstadt an.
Ein Unbekannter - ebenfalls ein Konzeptkünstler? - hat die Wohnung in der Nacht zum Freitag mit erotischen Leben erfüllt. Seitdem klebte dort ein Bild, das Marcel Duchamp zeigt, wie er es mit der erbrechenden Skulptur treibt, die gegenüber vor der Filmhochschule steht.
Das Lenbachhaus, in dessen Kunstbau eben eine Duchamp-Ausstellung stattfand, bestreitet seine Beteiligung, bestätigt aber auf Anfrage liebend gern, dass es sich bei Duchamp um einen erotischen Künstler handelte. Rudolf Herz ist leider nicht erreichbar. Auch das Kunstwerk selbst gibt Rätsel auf: An der Absperrung hängt ein kyrillisch beschriftetes Täfelchen, das sich möglicherweise auf das Bild bezieht. Leider sind wir keiner der in Frage kommenden Sprachen mächtig. Vielleicht kann ein Leser die Tafel entziffern.
Nicht jeder mag übrigens die betonierte Duchamp-Wohnung: "Wer genehmigt solchen Schwachsinn?" hat jemand draufgeschrieben, der Kunst im öffentlichen Raum offenbar weniger schätzt.
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