Schwarze Lichtbildnerei
Hubertus Hamms verblüffende Produktfotografien in der Neuen Sammlung
Zugegeben. Wir haben gemogelt. Ziemlich sogar. Denn eigentlich ist die Abbildung mit dem chicen Drahtesel viel zu hell. Nur: Ganz in Schwarz wollten wir auch nicht andrucken, man sollte ja zumindest ahnen, worum’s geht. Um außergewöhnliche oder besser: provokante Produktfotografie nämlich.
Hubertus Hamm ging an die Grenzen der Wahrnehmung, nahm schwarze Designobjekte im Dunkeln auf. Nur ein Hauch natürlichen Lichts macht das Erkennen überhaupt möglich, und das Auge braucht schon eine gewisse Zeit, um Wände, Boden – oder war’s doch ein Tisch? – von der Foscarini-Leuchte zu trennen. Vom Hocker des Münchner Designers Stefan Diez für Thonet oder eben vom Hublot-Luxus-Radl „All Black Bike“, das sicher auch in der Sonne eine gute Figur macht.
Aber eben nicht irritiert wie hier im Rotunden-Ausläufer der dritten Pinakothek, hin zur Neuen Sammlung. Hamm, der renommierte Fotokünstler mit wachsendem Hang zu Experimenten, negiert im Grunde die Gesetze der Lichtbildnerei. Doch die Spannung, die bei diesem etwas anderen Sehtraining aufkommt, das kindliche Vergnügen am Enträtseln, ist – ganz einfach – verblüffend.
Christa Sigg
Bis 27. Februar in der Pinakothek der Moderne, Barerstraße 40, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18, donnerstags bis 20 Uhr
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