Schwarzbau mit Schwan

Ovationen für die Sänger, Buhs für die Regie: Die Festspielpremiere von Wagners "Lohengrin" im Nationaltheater.
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Ovationen für die Sänger, Buhs für die Regie: Die Festspielpremiere von Wagners "Lohengrin" im Nationaltheater.

Das Nationaltheater hat ein neues Traumpaar: Anja Harteros und Jonas Kaufmann. Die dunkel timbrierte Stimme der Sopranistin aus Bergisch Gladbach mischt sich ideal mit dem baritonalen Heldentenor des Münchners. Anja Harteros gelingt, was kaum möglich schien: Sie ist eine Elsa, deren schlichte Naivität völlig glaubhaft wirkt, ohne jemals neckisch oder tümlend zu wirken.

Jonas Kaufmann gelang die lyrische Anrede an den Schwan ebenso sicher wie der bestimmend-heldische Ton bei der Begrüßung des Königs, den Verteidigungsreden des zweiten Akts und der Anklage des dritten, mit denen lyrische Vertreter der Rolle zu kämpfen haben. Die hingehaucht begonnene und in heldischem Glanz beendete Gralserzählung war ebenso überragend wie die Emotionalität von Lohengrins Abschied.

Das Bösewichter-Paar Wolfgang Koch (Telramund) und Michaela Schuster (Ortrud) imponierte mit Klangkraft und gesanglicher Schönheit. Der rustikale König Heinrich (Christoph Fischesser) und sein Heerrufer (Evgeni Nikitin) fielen etwas ab. Trotzdem war es die am Besten gesungene Wagner-Premiere seit vielen Jahren an der Staatsoper. Kent Nagano drehte an manchen Stellen das Staatsorchester arg auf, aber er mischte Klarheit mit einer bei ihm bisher unbekannten Emotionalität. Die Inszenierung von Richard Jones erzählt vermittels eines Hausbaus überzeugend, was sich psychologisch zwischen Elsa und Lohengrin abspielt. Die Haupt- und Staatsaktion drumherum bleibt mit Anspielungen auf Big Brother wirr. Und so kam es, wie es kommen musste: Heftige Buhs für die Regie, Ovationen für die Sänger.

Robert Braunmüller

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