Schranktür auf, Schranktür zu
Viel Turbulenz im Slapstick-Meisterwerk "Lauf doch nicht immer weg" in der Komödie im Bayerischen Hof
Auf dem Höhepunkt der Irrungen sitzen vier Beffchenträger im Pfarrhaus, aber nur einer ist der echte Gemeindepfarrer. Ein zweiter ist ein Kollege von außerhalb, der dritte ein Soldat und alter Freund der Pfarrersgattin, der vierte ein deutscher Kriegsgefangener, der aus einem nahen Lager ausbrach.
Komplettiert wird die Versammlung zum Finale der Farce „Lauf doch nicht immer weg“ von einem verwirrten Bischof, einem frechen Hausmädchen und einer alten Jungfer. Sie wird an der Komödie im Bayerischen Hof von Chariklia Baxevanos gespielt, die alle Register dieser Charge zieht: schnell und lakonisch im Austeilen, aber leicht zu beleidigen, dabei herrlich gehässig schmollend und im Vollsuff ein saukomisch jammerndes, heulendes, quiekendes Häuflein Elend.
Denn es ist Schadenfreude, die das Grundmotiv des Stücks bildet, und nicht ein Flehen, nicht wegzulaufen, wie der deutsche Titel es nahelegt: Der Originaltitel lautet „See How They Run“, was soviel heißt wie „Guck mal wie die rennen!“.
Philip King schrieb damit 1942 ein Meisterwerk, das bis heute an Tür-auf-Tür-zu-Technik und Schrank-rein-Schrank-raus-Schnelligkeit zu den virtuosesten des Genres gehört. Dem hohen handwerklichen Standard ist die Inszenierung von Claus Helmer mit gutbürgerlich teutonischem Timing und solider, aber wenig origineller Figurenzeichnung nicht ganz gewachsen. Aber das Stück ist ausreichend genial, um erstklassige Unterhaltung zu garantieren. Hier wird nicht nur über geistliche Würdenträger in unwürdiger Hektik gelacht, sondern – was Londonern jener Zeit besondere Freude bereitete – auch über flüchtende Nazis.
Mathias Hejny
Komödie im Bayerischen Hof, bis 13. März, 20 Uhr, Tel. 29161633
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