Schön, schöner, normal

Das erste Jahr ohne Models macht sich für die „Brigitte“ bezahlt. Manche Leserin aber vermisst Authentizität. „Wir hatten nie vor, ein Heft für Übergrößen zu werden“, sagt die Chefredakteurin
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Das erste Jahr ohne Models macht sich für die „Brigitte“ bezahlt. Manche Leserin aber vermisst Authentizität. „Wir hatten nie vor, ein Heft für Übergrößen zu werden“, sagt die Chefredakteurin

Von einer „neuen Epoche“ war die Rede: Seit einem Jahr erscheint die Frauenzeitschrift „Brigitte“ ganz ohne Models. Zum Jubiläum fand in München eine Modenschau statt (Bericht S. 30) – ohne Profi-Models versteht sich. In der AZ spricht „Brigitte“-Chefredakteurin Brigitte Huber (47) darüber, warum auch viele Laien-Models jung und hübsch sind.

AZ: Frau Huber, wie war das erste Jahr „Ohne Models“?

BRIGITTE HUBER: Wir haben allen Grund, uns zu freuen. Die Leserinnen sind nach wie vor begeistert. Ich habe das Gefühl, wir haben eine Diskussion angestoßen über Schönheitsideale, über Authentizität und darüber, was Lebendigkeit bedeutet. Außerdem zahlt sich sie Initiative aus: Wir haben beim Einzelverkauf am Kiosk im letzten Jahr plus vier Prozent erzielt. Dabei gab es am Anfang viele Bedenken.

Aus dem Team?

Nein, mehr von außen. Es gab Bedenken, ob wir genügend schöne Frauen finden würden. Was ich lächerlich finde. Dann gab es Bedenken, ob wir ein Heft für Übergrößen oder biedere Frauen werden. Lagerfeld meinte, dass der „Brigitte“ der Glamour abhanden kommen könnte.

Davon redet keiner mehr. Eher davon, dass die Laien-Models wie Profis aussehen.

Wir hören oft, dass unsere Frauen immer noch jung, hübsch und schön sind. Aber wir hatten auch nie vor, ein Heft für Übergrößen zu werden. Im Mode- und Beauty-Teil sind mehr junge Frauen, das ist ganz klar. Auch auf dem Cover entscheiden wir uns für junge Frauen. Aufs ganze Heft gesehen, versuchen wir aber, alle Generationen von Frauen ins Blatt zu bringen. Unsere jüngste Frau im letzten Jahr war neun Wochen, die älteste 82 Jahre alt.

Und doch scheint es, dass alle Laien-Models tolle Haut, tolle Haare und einen noch tolleren Beruf haben.

Das liegt daran, dass jede Frau etwas Besonderes zu erzählen hat. Das merkt man natürlich nicht, wenn man anonym in der Stadt an ihr vorbei läuft. Eins kann ich versprechen: Jede Frau, die von der „Brigitte“ vor die Kamera geholt werden würde, würde genau dieselben Gefühle bei anderen Frauen auslösen.

Wie stehen denn die Chancen dafür?

In unserer Bewerber-Kartei sind mittlerweile 30000 Frauen. Da ist die Wahrscheinlichkeit, genommen zu werden natürlich kleiner als die, dass man nicht genommen wird. Im letzten Jahr hatten wir insgesamt 350 Frauen und 60 Männer im Blatt.

Wonach wählen Sie denn die Frauen aus?

Wichtig ist, dass die Ausstrahlung einer Frau für eine Geschichte passt. Unsere Teams denken sich Themen aus und fragen sich anschließend, welcher Typ Frau dazu passt. Größe oder Gewicht spielen keine Rolle.

Im Jubiläumsheft stellen 20 Migrantinnen die neue Mode vor. Wie kam es dazu?

Nach den vielen Migrations-Debatten wollten wir zeigen: So bunt und vielfältig wie die Mode ist, sind auch die Frauen, die mitten unter uns leben.

Kommt es eigentlich vor, dass plötzlich Modelagenturen Interesse an Ihren Laien-Models haben?

Das ist schon ein paar Mal passiert. Einmal konnten wir deswegen eine Modestrecke nicht drucken. Denn zum Zeitpunkt des Drucks war die Frau schon professionelles Model. 

Vanessa Assmann

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